08/09: Edith Stein

Edith Stein kam als Kind jüdischer Eltern zur Welt, ihr Vater war ein wohlhabender Holzhändler. Sie studierte Philosophie in Göttingen und Breslau, promovierte summa cum laude bei Edmund Husserl in Freiburg über das Thema Einfühlung und wurde Assistentin des berühmten Philosophen, als jüdischer Frau verwehrte man ihr aber die Habilitation. 1922 konvertierte sie nach der Lektüre der Biografie der Teresia von Ávila zur katholischen Kirche und wollte Nonne werden; ihr geistlicher Führer, der Erzabt des Klosters in Beuron, empfahl ihr aber ein weiteres Wirken in der Welt. Sie war nun als Lehrerin tätig und setzte sich in Reden und Schriften für die Emanzipation der Frauen ein. Zwischen 1928 und 1933 hielt sie sich häufig zu stillen Tagen im Benediktinerkloster in Beuron auf.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde sie 1933 von ihrem Lehrstuhl für wissenschaftliche Pädagogik in Münster verstoßen, wenig später konnte sie doch noch in Köln in den Karmeliterorden eintreten und nahm den Ordensnamen Teresia Benedicta vom Kreuz an. 1937 stellte sie ihre philosophisch-theologische Schrift Endliches und ewiges Sein – Versuch eines Aufstiegs zum Sinn des Seins vor. Im Jahr der großen Judenpogrome 1938 legte sie ihre Gelübde ab. Mehrfach versuchte sie ab 1933, Papst Pius XI. zu einer Stellungnahme gegen Antisemitismus und Pogrome der Nazis zu bewegen. Schon im April 1933 hatte sie dem Papst geschrieben: Wir alle, die treue Kinder der Kirche sind und die Verhältnisse in Deutschland mit offenen Augen betrachten, fürchten das Schlimmste für das Ansehen der Kirche, wenn das Schweigen noch länger anhält.

Anläasslich der Volksabstimmung zum Anschluss Österreichs 1938 wurde die jüdische Abstammung von Teresia Benedicta offenbar, deshalb floh sie am 1. Januar 1939 vor den Nationalsozialisten nach Holland ins Kloster in Echt. Die Priorin ihres eigenen Klosters verriet den Nazis, dass sie jüdischer Abstammung ist. * Bei einer Polizeiaktion gegen Juden, die zum Christentum konvertiert waren, wurden Teresia Benedicta vom Kreuz und ihre Schwester Rosa am 2. August 1942 in Echt verhaftet – wohl ein Racheakt gegenüber der katholischen Kirche, weil die Bischöfe eine Woche vorher in den Kirchen der Niederlande ein Protestschreiben gegen die nationalsozialistischen Besatzer hatten verlesen lassen. ihre Schwester Rosa lebte seit dem Tod der Mutter 1936 als ständiger Gast und Tertiarin im Karmeliterkloster in Echt und arbeitete dort an der Pforte mit. **.Am 7. August wurde Teresia Benedicta vom Kreuz nach Auschwitz – das heutige Oświęcim – verschleppt und dort in der Gaskammer ermordet. Komm, wir gehen für unser Volk, sagte Teresia Benedicta vom Kreuz dabei zu Rosa. Auf die zuvor mögliche Flucht in die Schweiz hatte sie verzichtet, weil diese nur ohne ihre Schwester möglich gewesen wäre.

Das katholische Gotteslob enthält die Vertonung des Stein-Gedichtes Erhör, o Gott, mein Flehen (GL 302). 1999 wurde ein Edith-Stein-Denkmal vor dem Priesterseminar in Köln, 2006 eine Skulptur in einer der letzten freien Außenkonchen des Petersdomes in Rom aufgestellt und von Papst Benedikt XVI. geweiht. Sie zeigt Edith Stein, die eine Torarolle und ein Kreuz hält, wobei das Kreuz die Torarolle überragt, auf der in hebräischen Buchstaben Schema Jisrael, Höre, Israel steht. 2008 wurde Edith Stein auf Beschluss der Bayerischen Staatsregierung in die Ruhmeshalle Walhalla aufgenommen.

Kanonisation: Teresia Benedicta vom Kreuz Stein wurde beim Deutschlandbesuch von Papst Johannes Paul II. 1987 selig gesprochen, im Oktober 1998 erfolgte durch ihn die Heiligsprechung. Sie ist die erste geborene Jüdin, die offiziell heilg gesprochen wurde. ***
Die katholische Kirche will die Heiligsprechung als Zeichen der Versöhnung mit dem Judentum gewertet wissen; Kritiker weisen auf die Vereinnahmung jüdischen Leidens hin und sehen die Heiligsprechung auch als Maßnahme, um vom Versagen der katholischen Kirche unter Papst Pius XI. abzulenken.
1999 wurde sie von Papst Johannes Paul II. zusammen mit Birgitta von Schweden und Katharina von Siena zur Schutzheiligen Europas erklärt.
Patronin von Europa
Quelle: www.heiligenlexikon.de


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