09/22: Mauritius und seine Gefährten

Mauritiusschrein
Märtyrer
† 302 (?) bei Agaunum, dem heutigen St-Maurice in der Schweiz
Mauritius war der Überlieferung nach römischer Offizier, Anführer der 22., der thebäischen Legion, die in der Thebais – der Gegend um Theben – in Ägypten ausgehoben worden war, nur aus Christen bestand und nun in Agaunum – dem heutigen St-Maurice – in der Schweiz stationiert war. Sie hatten sich geweigert, den alten Göttern zu opfern und sich an der Verfolgung der Christen zu beteiligen. Daraufhin ließ Maximianus, der Mitregent von Kaiser Diokletian, jeden zehnten Mann zur Abschreckung umbringen, was aber ohne Erfolg blieb. Er wiederholte das so lange, bis die ganze Legion ermordet war. Mit Mauritius gehörten zu den getöteten Führern Candidus, Innocentius, Exuperius, Constantinus sowie Vitalis. Ursus und Victor entkamen zunächst und wurden später in Solothurn gemartert.
Die Geschichte des Mauritius und seiner Gefährten geht zurück auf die Passio Acaunensium martyrum, die Leidensgeschichte der Märtyrer von Agaunum, des Eucherius von Lyon, der sich auf eine mündliche Zeugenkette berief. Gebeine der Märtyrer wurden schon um 380 aufgefunden, über den Grabstätten im heutigen St-Maurice entstand eine Kirche, die zum Wallfahrtsort wurde, ab 515 wuchs daraus Kloster St-Maurice d’Agaune; seit dem 11. Jahrhundert befolgen die Mönche die Augustinerregel, die Äbte trugen bis 1840 die Titularwürde des Bischofs von Bethlehem, der Kirchenschatz ist der bedeutendste der Schweiz.
Die zahlreichen Pilger, die nach St-Maurice kamen, verbreiteten die Verehrung nach Frankreich, Italien, Deutschland, England und auch nach Spanien. Gregor von Tours berichtete ebenso wie das Martyrologium des Hieronymus. Schon die Merowinger verehrten Mauritius, bei den Karolingern war er der Patron des Militärs, 888 wurde er Patron des Königreiches Burgund. Zunächst vereinzelt – so in der Deutschen Kaiserchronik aus dem 12. Jahrhundert -, vom späten 14. Jahrhundert an immer häufiger, wird Mauritius als Schwarzer dargestellt; daher gilt er auch als Patron der Handwerker, die mit Farben zu tun haben.
Der deutsche Kaiser Otto I. erhielt anlässlich seiner Heirat 951 mit Adelheid, der Tochter des Königs von Burgund, von diesem zum Weihnachtsfest 960 Reliquien von Mauritius für seinen Dom St. Mauritius in Magdeburg. Sie galten damals als das ehrwürdigste Heiligtum auf deutschem Boden. Otto führte seinen Sieg gegen Ungarn von 955 auf Mauritius‘ Hilfe zurück und ließ 962 sein Fest vom Papst bestätigen. Zur Zeit der Ottonen und Stauferkaiser blühte die Verehrung von Mauritius in Deutschland, Mauritius wurde zum Reichsheiligen und zum vom Hochadel bevorzugten Kriegerheiligen, dessen Heilige Lanze in wichtigen Kriegszügen des Reiches vorangetragen wurde. Vom 12. Jahrhundert an wurde der Kaiser im Petersdom in Rom am Mauritius-Altar gesalbt. Eine große Zahl von Mauritius- und Moritzkirchen entstand, eine noch größere Zahl von Wappen von Adelsgeschlechtern, Bistümern, Klöstern, Städten und Dörfern zeigten Mauritius.
Im 12. Jahrhundert erblühte unter Erzbischof Wichmann von Seeburg der Mauritiuskult in Magdeburg, im ab 1209 neu errichteten Dom findet sich eine Vielzahl von Mauritiusdarstellungen. Handelsbeziehungen brachten den Kult über die Ostsee ins Baltikum, wo auch in Riga und Tallinn Bilder von ihm zu finden sind. Selbst an der Sophienkathedrale in Nischni Nowgorodin Russland sind zwei Bronzetüren mit einem Mauritiusrelief zu finden, die eine Magdeburger Gießhütte 1154 für die Kathedrale in Płock in Polen angefertigt hatte. Nachdem Jüterbog ab 1157 zum Erzstift Magdeburg gehörte, breitete sich auch hier die Mauritius-Verehrung aus, um 1570 wurde er ins Stadtwappen eingefügt. Auch das Wappen der Stadt Coburg zeigt den Mohrenkopf Mauritius; im Dritten Reich musste die Wappentradition Coburgs den NS-Machthabern weichen, die der Stadt als neues schwarz-gelbes Stadtwappen, ein Schwert mit Hakenkreuz, verordneten; nach der Befreiung 1945 gehörte es zu den ersten Amtshandlungen des kommissarischen Oberbürgermeisters, den Mohrenkopf als Stadtwappen wieder einzuführen.
Kanonisation: Die Verehrung von Mauritius wurde auf Veranlassung von Kaiser Otto I. im Jahre 962 von Papst Johannes XII. bestätigt.
Attribute: dunkelhäutiger Ritter
Patron von Burgund und der Kantone Wallis und Appenzell-Innerrhoden, von Coburg und Wiesbaden; der Soldaten, Waffen- und Messerschmiede, Kaufleute, Färber, Hutmacher, Tuchweber, Wäscher und Glasmaler; der Pferde und Weinstöcke; in Kämpfen, bei Pferdekrankheiten; gegen Besessenheit, Gicht und Ohrenleiden
Quelle: www.heiligenlexikon.de