01/23: Heinrich Seuse

Heinrich stammte aus dem Geschlecht der Ritter von Berg, Sus oder Süs nannte er sich nach der Familie seiner Mutter. Mit 13 Jahren trat er in Konstanz in den Dominikanerorden ein. Als 18-jähriger erlebte er seine Bekehrung. Er studierte in Konstanz Straßburg Philosophie und Theologie, dann von 1323 bis 1327 in Köln, wo er ein Schüler von Meister Eckhard war, den er zeitlebens verehrte. Er kehrte nach Konstanz zurück und wirkte als Lektor, später als Prior, dann 20 Jahre lang als Seelsorger besonders in oberrheinischen und schweizerischen Frauenkonventen, als Prediger auch in den Niederlanden. Seine Weisheit, sein Mitgefühl und sein Einfühlungsvermögen gerade auch in Menschen, die nicht an Gott glauben konnten, machten ihn zu einem großen Seelsorger. Durch strengste Kasteiung um Gelassenheit und Selbstbeherrschung ringend, wurden ihm Visionen, Entrückungen und himmlische Einsichten zuteil, die in bedeutenden Schriften niedergelegt sind.

1338 musste Heinrich Seuse wegen seiner Parteinahme im Investiturstreit Konstanz verlassen. Der Prior ging mit seinem papsttreuen Konvent 1339 bis 1346/49 nach Diessenhofen ins Exil. Den unermüdlichen, um Seelsorge bemühten Wanderprediger in oberdeutschen Nonnenklöstern verfolgten Krankheiten und Verleumdungen übelster Art, bis er – nach dem Tod des Landesherrn und Papstgegeners Ludwig des Bayern, 1348 ins Dominikanerkloster in Ulm versetzt werden konnte, wo er Ruhe für die Zusammenstellung seiner Briefe und Predigten fand.

Sein „Büchlein der Wahrheit“ – ein Dialog zwischen einem Jünger und der ewigen Wahrheit – und das „Büchlein der ewigen Weisheit“ – mit der Grundthese, dass, wer Gott in seiner ungewordenen Gottheit schauen will, ihn in der Passion Christi erkennen und lieben lernen muss – gehören zu den Standardwerken deutscher Mystik. Seine Memoiren – von ihm überarbeitete Notizen seiner Schülerin Elisabeth Stagel, aufgezeichnet im Kloster in Töss – unter dem Titel „Exemplar“, gelten als die erste Autobiographie in deutscher Sprache. Aus ihr geht hervor, dass er sich mit dem Griffel das IHS-Zeichen (Jesus Christus, der Retter) in die Haut ritzte und dass ihm ein mit einem Fußlappen spielender Hund eine Mahnung zur Geduld geworden war. Einen Kranz von Rosen schaute eine Gottesfreundin um sein Haupt und erkannte ihn dadurch inmitten seiner Ordensbrüder.

Erhalten von Heinrich Seuse sind auch die Sammlungen „Briefbüchlein“ und „Das große Briefbuch“, vier Predigten, von denen zwei als sicher authenthisch gelten, das „Minnebüchlein“ und die „Horologium Sapientiae“, die „Zeittafel der Weisheit“ mit Einsichten über Klosterwesen, Studium, Kirchenpolitik und dem Thema der geistlichen Vermählung mit der Ewigen Weisheit.

Das „Büchlein der Ewigen Weisheit“ war im 14. und 15. Jahrhundert das am weitesten verbreitete Andachtsbuch überhaupt; schon 1389 gab es bereits eine französische Übersetzung, solche ins ins Englische, Niederländische und Dänische folgten bald. Thomas von Kempen, Johannes Gerson und Nikolaus von Kues gehörten zu den begeisterten Lesern. Neben den großen weiblichen Mystikerinnen bildet Seuse zusammen mit seinem Lehrer Meister Eckhard und dessen anderem Schüler Johannes Tauler das männliche Dreigestirn der deutschen Mystik.

Kanonisation: Heinrich Seuse wurde 1831 selig gesprochen.
Attribute: Kranz von Rosen, JHS-Zeichen, Hund
Quelle: www.heiligenlexikon.de


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