01/28: Thomas von Aquin

Thomas von Aquin

Ordensmann, Kirchenlehrer
* um 1225 in Roccasecca nahe Aquino bei Frosinone in Italien
† 7. März 1274 im Kloster Fossanova bei Terracina in Italien

Thomas, geboren als Spross des italienischen Grafengeschlechts derer von Aquino, kam mit fünf Jahren als „Oblate“, als gottgeweihtes Kind, zu den Benediktinern ins Kloster auf dem benachbarten Montecassino, wo sein Onkel Abt war, der ihn für eine große Karriere präparieren sollte. Mit 13 Jahren studierte Thomas in Neapel Grammatik, Logik und Naturwissenschaften und lernte dort den noch jungen Dominikanerorden kennen. Gegen den Willen der Eltern trat er 1244 in diesen Orden ein. Um ihn von dieser Entscheidung abzubringen, ließ seine Mutter ihn durch seine Brüder gefangen nehmen und hielt ihn über ein Jahr lang im eigenen Schlossturm gefangen.

Thomas blieb unbeugsam. Die Familie beauftragte einer Überlieferung zufolge deshalb eine Frau von betörender Schönheit, um den hauseigenen Häftling endgültig von seinen Überzeugungen abzubringen und zu Sinnenfreuden zurückzuführen, doch selbst diese Methode schlug bei dem glaubensfesten Thomas nicht an: er jagte die Dame mit einer brennenden Fackel in die Flucht. Mit Hilfe einiger verkleideter Ordensbrüder soll ihm schließlich die Flucht aus dem Familiengefängnis gelungen sein.

Nach seiner Befreiung im Herbst 1245 folgten weitere Studien in Bologna, von wo ihn der Ordensmagister der Dominikaner nach Paris, zum Studium bei Albertus Magnus sandte; mit diesem ging er 1248 nach Köln. Dort wurde er dessen Assistent beim Aufbau des Studium generale und hielt erste Vorlesungen zu biblischen Themen. Mit philosophisch-theologischen Vorlesungen begann Thomas 1252 in Paris seine eigenverantwortliche Lehrtätigkeit. 1256 wurde er zum Magister der Theologie ernannt und 1257 – zugleich mit Johannes Bonaventura in den Magisterkreis aufgenommen.

Im Herbst 1259 kehrte Thomas nach Italien zurück, wohl erst nach Neapel, nun begann er an seiner „Summa contra gentiles“ zu arbeiten, dem „Lehrbuch gegen die (ungläubigen) Völker“, in dem er sich tiefschürfend mit der arabischen Philosophie auseinandersetzte. 1261 als Lektor im Dominikanerkloster in Orvieto, wo er einfach Mönche unterrichtete, beendete er diese Arbeit. Im Auftrag von Papst Urban IV. stellte er hier auch die „Catena aurea“, die „goldene Kette“ zusammen, eine Sammlung von Kommentaren der Kirchenväter zu den Evangelium, die dann weite Verbreitung fand. 1265 wurde er nach Rom gerufen, um dort ein Studium für die Begabtesten der Studenten aufzubauen. Hier begann er nun sein bekannteste Werk, die bis heute wegweisende „Summa theologiae“, das „Lehrbuch der Theologie“.

Die Arbeit daran setzte er ab 1268 wieder in Paris fort, wo er einen Lehrstuhl der Dominikaner übernahm. Hier hatte er Ausein­anderset­zungen mit kon­servativen Theo­logen, die ihm zu große Nähe zum griechischen Denken von Aristoteles vor­hiel­ten; er verteidigte sich auch mit seinen Kom­mentaren zu Aristo­teles‘ Physik, Ethik und Metaphysik. 1272 wurde Thomas wieder nach Neapel gerufen, um dort ein Studium generale nach Kölner Vorbild einzurichten. Hier ver­fasste er den dritten, unvollendet gebliebenen Teil der „Summa theo­logiae“.

Thomas war der wohl größte katholische Theologe aller Zeiten. Er bemühte sich in seinen Werken Glaube und Vernunft, Philosophie und Theologie zusammen zu bringen. Bis zu Thomas stand die Theologie unter dem Einfluss der von Plato beeinflussten Tradition des Augustinus; Thomas ließ sich vom wiederentdeckten Philosophen Aristoteles beeindrucken und versuchte, die christliche Lehre in seinen Denkkategorien auszudrücken. Thomas wurde so zum Meister der „Scholastik“, dem schulmäßigen und systematischen Ordnen der Lehre der Kirche in einem strengen System. Er war ein glasklarer Denker von höchster analytischer Intelligenz, zugleich aber auch ein frommer Beter und demütig Glaubender. Sonne, Stern und Edelstein, mit denen er dargestellt wird, symbolisieren sein „Geisteslicht“, mit der er die Kirche erleuchtete; die Taube aus seinem Mund oder ihm ins Ohr flüsternd symbolisiert seine Weisheit. Die Legende schreibt ihm einen kurzen Dialog unter einem Kreuz zu: Er habe die Stimme Jesu Christi gehört: „Du hast gut von mir geschrieben; welchen Lohn verlangst Du?“ Darauf Thomas: „Nur Dich allein, Herr. Alles, was ich geschrieben habe, kommt mir wie Spreu vor!“

Für Thomas gibt es zwei Arten des Wis­sens: Das Wis­sen um die Grundlagen des Lebens, das von Gott kommt, und das Wissen über die welt­li­chen Dinge, das wir durch An­wen­dung un­serer Ver­nunft erlangen. Glau­be und Vernunft seien zwei unter­schied­liche Zu­gänge, beide aber dien­ten dem Fin­den der einen Wahr­heit. Mit Anselm von Canterbury teilte er die Auffassung, die Existenz Gottes lasse sich auch mit den Mitteln der Vernunft aufweisen. Aber: „Das Heil des Menschen erfordert, dass Gott ihm Wahrheiten eröffnet, die den Verstand übersteigen.“ Denn Anselms „größte aller Vorstellungen“ sei so groß, dass sie meine Vorstellungskraft übersteigt, oder angesichts der Größe Gottes noch immer viel zu klein; mit menschlicher Vorstellungskraft sei Gott nicht zu fassen. Thomas „bewies“ die Existenz Gottes vielmaehr aus seiner Schöpfungskraft, er sei der „unbewegte Beweger“, der am Anfang aller Wirklichkeit und allen Seins stand. Auch dass Menschen ein Wissen über „Gut“ und „Böse“ haben, wurzelt in Gott. Seine berühmte Formel vom „Magddienst der Philosophie“ sollte nicht Unterordnung der Philosophie, aber ihren Ertrag für die Theologie deutlich machen. Aufgabe des Menschen ist, mit Hilfe seiner Vernunft Gottes Willen zu erkennen und dann zu tun.

Mit seinem epochalen Werk legte Thomas die bis heute gültige Ausprägung katholischer Theologie; Seine Ehrentitel „Doctor angelicus“, engelgleicher Lehrer, „Doctor sanctus“, „heiliger Lehrer“, „Doctor communis“, „Lehrer der Gemeinschaft“ und „Doctor humanitatis“, „Lehrer der Menschlichkeit“ bezeugen die große Wertschätzung; 1879 wurden seine Lehren zur offiziellen Philosophie der katholischen Kirche erklärt. Thomas ließ sich aber auch ganz unbefangen ein auf weltliche Fragestellungen, Impulse anderer Kulturen und Religionen, Anfragen von Nicht-Glaubenden. Seine Kirche galt ihm als „unfehlbare Führerin“, dennoch blieb er auch ihr gegenüber vernunftgeleitet-kritisch: Die Autorität einer Kirchenführung allein genüge nicht, wichtig seien Argumente, Gründe, die Ergebnisse eines strengen und systematischen Denkens. „Thomas hört zu, prüft, nimmt an und verwirft. Er ist ein neuer Denker, ein selbständiger Denker“, urteilte Walter Dirks.

Drei der von Thomas getexteten Lieder finden sich im katholischen Gesangbuch „Gotteslob“: „Pange lingua“ (GL 543), „Lauda Sion salvatorem“ in der deutschen Übersetzung „Lobe Zion, deinen Hirten“ (GL 545) und „Adoro te devote“ in der deutschen Übersetzung „Gottheit tief verborgen“ (GL 546).

Ab dem Nikolaustag 1273 – der Überlieferung nach auf Grund eines mystischen Erlebnisses – weigerte er sich, weiter zu schreiben: „Alles, was ich geschrieben habe, erscheint mir wie Spreu, verglichen mit dem, was ich geschaut habe“.

Auf dem Weg zum 2. Konzil von Lyon, wohin ihn der Papst als Berater geladen hatte, starb Thomas in der Zisterzienserabtei Fossanuova; legendäre Gerüchte sprechen von Vergiftung. Er selbst hatte alle Würden immer abgelehnt, nach seinem Tod wurde er aber zum Bischof von Umbrien erklärt. Thomas‘ Gebeine wurden am 28. Januar 1369 nach Toulouse überführt.

Kanonisation: Thomas wurde 1323 heilig gesprochen, 1567 zum Kirchenlehrer, 1880 zum Patron aller katholischen Hochschulen und seine Lehre, der „Thomismus“, 1879 zur offiziellen Philosophie der Kirche erklärt.
Attribute: Sonne, Stern, Edelstein, Taube
Patron der katholischen Wissenschaft und der katholischen Schulen und Hochschulen, der Theologen, Philosophen, Studenten, Buchhändler und Bleistiftfabrikanten, gegen Blitz, Unwetter und Sturm, für Keuschheit und Reinheit
Quelle: www.heiligenlexikon.de


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