02/06: Dorothea
Nach den Legenden flüchtete die christliche Familie des Dorus und der Thea aus einer altrömischen Senatorenfamilie mit ihren zwei Töchtern vor der Zeit der Christenverfolgung unter Diokletian und siedelte nach Cäsarea in Kappadokien – dem heutigen Kayseri – über, wo die dritte Tochter, Dorothea, geboren wurde. Der Statthalters der Provinz, Fabricius, wünschte die Herangewachsene zu heiraten; sie offenbarte, dass sie Christin sei und nur Christus angehören wolle; Fabricius ließ sie deshalb vor Gericht bringen.
Die erste Marter mit „wallendem Öl“ konnte Dorothea nichts anhaben; sie entstieg dem Kessel „als wie mit edlem Balsam gesalbt“. Nach neuer Bedrohung wurde sie neun Tage und Nächte ohne Nahrung in einen lichtlosen Kerker gesperrt; schöner als je zuvor trat sie aus ihm heraus. Noch schrecklicher bedroht, bat sie ihren himmlischen Gemahl um ein Zeichen: Ein Götterbild auf hoher Säule wurde daraufhin von Engeln gestürzt und zerbrochen, viele Menschen sahen die Engel, hörten Teufel in der Luft schreien und bekehrten sich. Als auch gütliches Beschwören des Richters nichts vermochte, ließ er Dorothea mit den Füßen an das Folterpferd hängen, geißeln, die Brüste mit Fackeln brennen – dem Tode nahe wurde sie davongetragen. Über Nacht heilten ihre Wunden, sie stand ohne Schaden auf. Da ließ der Richter ihre beiden Schwestern greifen, die zwar wieder ungläubig geworden waren, sich nun aber doch öffentlich zu Christus bekannten. Aneinander gebunden wurden sie in ein Feuer geworfen und verbrannt.
Als sie mit dem Tod bedroht wurde, erwiderte Dorothea, den wolle sie gerne leiden aus Liebe zu ihrem Herrn, in dessen Garten sie sich ewiglich erfreuen, Rosen und Apfel brechen werde. Das hörte der Schreiber Theophilus und rief Dorothea höhnisch zu: „Wenn du zu deinem Gemahl in den Garten kommst, so schicke mir doch von den schönen Rosen und süßen Äpfeln welche zu!“ Hinausgeführt betete Dorothea an der Richtstätte, als ein goldlockiger Knabe in sternbesticktem Kleidchen mit einem Korb voller Rosen und Äpfeln erschien. Dorothea schickte ihn zu Theophilus, neigte sich und wurde enthauptet. Das Kind brachte Rosen und Äpfel zu Theophilus und wurde vor seinen Augen entrückt. Dieses, und die Gabe mitten im Winter empfangen zu haben, bekehrte Theophilus; er bekannte sich mit lauter Stimme, wurde ergriffen, vielfältig gemartert, nach erbetener Frist getauft, schließlich enthauptet und sein Leichnam zerstückelt den Tieren vorgeworfen.
Zum ersten Mal genannt wurde Dorothea – zusammen mit Theophilus – im Hieronymus zugeschriebenen Martyrologium. Seit dem 14. Jahrhundert wurde die Leidensgeschichte auch in zahlreichen deutschen Vers- und Prosafassungen überliefert. In England sind Legenden aus dem 15. Jahrhundert überliefert.
Dorothea gehört mit den Heiligen Mädchen Barbara, Margareta und Katharina zu den „Virgines Capitales“, wird verehrt als Nothelferin und ist in der mittelalterlichen Kunst eine der beliebtesten Heiligen.
Reliquien werden in Rom und Bologna verehrt. Die Dorotheen-Kirche in Breslau / Wroclaw wurde ursprünlich für Augustiner-Eremiten erbaut und ist bis heute Pfarrkirche. In der Breslauer Ratskapelle wurde ab 1445 eine Kopfreliquie aufbewahrt. Verbreitet waren im Mittelalter besonders in Ostdeutschland Dorotheaspiele. In Eger – dem heutigen Cheb in Tschechien – ist seit 1455 bezeugt, dass Schulkinder am Dorotheatag öffentlich Dorothealieder sangen und beschenkt wurden.
Attribute: Körbchen von Blumen und Äpfeln
Patronin der Blumengärtner und -händler, Bierbrauer, Bergleute, Bräute, Neuvermählten und Wöchnerinnen; gegen Armut, falsche Anschuldigungen, Geburtswehen und Todesnöte
Bauernregeln: „St. Dorothee / gibt den meisten Schnee.“
„Manchmal bringt die Dorothee / uns den allermeisten Schnee.“
„Die Heilige Dorothee / watet gerne durch den Schnee.“
„Bringt Dorothee recht viel Schnee, / bringt der Sommer guten Klee.“
„Nach dem Dorotheentag, / kein Schnee mehr gerne kommen mag.“
Quelle: www.heiligenlexikon.de