04/05: Vinzenz Ferrer
Vinzenz Ferrer
Mönch, Bußprediger
* 23. Januar 1350 in Valencia in Spanien
† am 5. April 1419 in Vannes in der Bretagne in Frankreich
Vinzenz wurde als Sohn eines Notars geboren. Im Alter von siebzehn Jahren trat er in Valencia in den Dominikanerorden ein, dann studierte er Philosophie und Theologie in Barcelona und Lérida (katalonisch Lleida) und ab 1376 in Toulouse. Er lehrte zunächst an der Domschule in Valencia und war als Seelsorger am Könishof von Aragón tätig.
Seit Beginn des Abendländischen Schismas 1378 war die europäische Christenheit gespalten. Vinzenz stellte sich auf die Seite des in Avignon residierenden Gegenpapstes Clemens VII. 1379 wurde er zum Prior seines Klosters in Valencia gewählt. Er versuchte nun, die Bevölkerung der Stadt für den Gegenpapst in Avignon zu mobilisieren, was ihm die Obrigkeit untersagte und worauf er auf sein Amt als Prior verzichtete. Um König Peter IV. von Aragón zur Parteinahme für Clemens zu bewegen, verfasste er den Traktat De moderno Ecclesie schismate, Von der Spaltung der modernen Kirche; dessen Söhne gewann er dann tatsächlich für seine Position.
1385 wurde Vinzenz von den Dominikanern in Valencia zum Lector berufen, 1389 zum Generalprediger ernannt. 1387 unterstellte der neue König von Aragón, Johann I., sein Herrschaftsgebiet der gesitlichen Leitung durch Gegenpapst Clemens VII. Nach der neuen Wahl und dem Amtsantritt von Gegenpapst Benedikt XIII. wurde Vinzenz als Beichtvater und Ratgeber nach Avignon berufen. Als Benedikt aber so strikt auf der Gültigkeit seines Pontifikats beharrte, dass er sich trotz des Entzugs der Anerkennung durch Frankreich Oboedienzentzug und auch nach dessen militärische Intervention unbeirrbar zeigte, verließ Vinzenz Anfang 1398 den aufs heftigste bedrängten Papst und zog sich ins Dominikanerkloster von Avignon zurück. Seine Haltung sah er am 3. Oktober 1398 durch eine wunderbare Heilung von schwerer Krankheit und durch eine Vision bestätigt, in der ihm Christus, Dominikus und Franziskus den Auftrag erteilten, der Welt das Evangelium zu predigen.
Vinzenz machte sich dann als wandernder Bußprediger einen Namen: ab November 1399 zog er durch Südfrankreich und Norditalien sowie in die Gegend von Genf in der Schweiz. Er rief die Menschen zur Umkehr auf, führte erfolgreich zahlreiche Waldenser zur Kirche zurück, verkündete das nahende Weltende und predigte für die Einheit der Kirche. In Prozessionen folgten die Bußwilligen Vinzenz bei seinen Predigtzügen durch Europa. Vorneweg wurde ein Kreuz getragen; Vinzenz selbst ritt auf einem Esel; jeder Tag begann mit einer Messe und einer dreistündigen Bußpredigt. Solche Prozessionen waren nicht ungewöhnlich und in der Regel eher gefürchtet, weil es oft durch fanatisierte Büßer zu Auswüchsen kam. Vinzenz jedoch konnte seine Gefolgsleute mit Strenge im Zaum halten. Vinzenz‘ Predigten waren streng, sein moralischer Anspruch hoch; sein eigenes Leben verlieh seinen Predigten jedoch Überzeugungskraft und Faszination. Getrieben wurde er sicherlich von der Überzeugung, die Wiederkunft Christi und damit das Ende der Welt stünden unmittelbar bevor.
1408 wurde Vinzenz von Gegenpapst Benedikt XIII. persönlich zum Konzil von Perpignan eingeladen; er verließ es vorzeitig wieder,um seine Predigttätigkeit nun in Spanien fortzusetzen, nun in Spanien. Seine Fastenpredigten von 1413 sollen zur Beilegung des Bürgerkriegs in Valencia beigetragen, seine Missionspredigten Tausende von Mauren und Juden bekehrt haben; gegen die sich verschließenden Juden erwirkte er 1412 als Berater der Regentin Katharina in León und Kastilien Äußerst drückende Sanktionen. 1413-14 nahm er auf Einladung Benedikts an den christlich-jüdischen Religionsgesprächen von Tortosa teil. Am Tractatus novus et valde compendiosus contra Perfidiam judaeorum, der neuen und wirkkräftigen zusammenfassenden Abhandlung gegen die Unredlichkeit der Juden war er wohl – ganz in Sinne von Gegenpapst Benedikt – ebenso beteiligt wie an der antijüdischen Gesetzgebung des Königs Ferdinand von Aragón 1413 und 1415.
Nach zehnjähriger Wanderschaft kehrte er in seine Heimatstadt zurück und war in Ämtern seines Dominikanerordens tätig. Nachdem das Konzil von Konstanz im Jahr 1417 mit der Wahl von Papst Martin V. das Schisma beigelegt hatte, bemühte sich Vinzenz vergeblich um einen freiwilligen Amtsverzicht von Gegenpapst Benedikt. Als König Ferdinand von Aragón Benedikts Anerkennung schließlich Anfang 1416 aufkündigte, geschah dies mit ausdrücklicher Zustimmung von Vinzenz, der die Urkunde darüber öffentlich verlas.
Unter dem Schutz des neuen Papstes in Rom begab Vinzenz sich nochmals drei Jahre lang auf eine weitere Reise, diesmal durch die Normandie und die Bretagne; hier starb er in Vannes und wurde im dortigen Dom bestattet, nachdem er zuvor kirchliche Ehrungen immer abgewiesen hatte.
Vinzenz‘ Tractatus de vita spirituali, Abhandlung über das geistliche Leben, ist eine für Ordensleute, ein heiligmäßiges Leben zu führen, um dieses dann auch der Welt predigen zu können. Neben weiteren Schriften sind über 400 Predigten und einige Mirakelspiele erhalten.
Kanonisation: Bereits 1455 erfolgte die Heiligsprechung durch Papst Callistus III.
Attribute: Feuer in der Hand, Taufbecken
Patron von Valencia und Vannes; der Ziegelmacher, Holzarbeiter, Dachdecker und Bleigießer; gegen Kopfschmerzen, Epilepsie, Fieber und Gefahren aller Art; für gute Heirat und Fruchtbarkeit, einen seligen Tod.
Quelle: www.heiligenlexikon.de