05/19: Coelestin V.

Coelestin V.

Einsiedler, Papst
* um 1215 in Isernia in den Abruzzen (?) in Italien
† 19. Mai 1296 im Castello di Fumone bei Rom

Mit zwölf Jahren trat Pietro Angelari in den Benediktinerorden ein. Bald beschloss er aber, ein Leben als Einsiedler zu führen und zog sich in die Abruzzen auf den Berg Murrone bei Sulmona zurück, nun nannte er sich Pietro da Morrone. Viele Gleichgesinnte folgten ihm und bildeten die Urzelle des Cölestinerordens, einer Unter­abteilung der Benediktiner. Pietro erbaute eine Kirche, wurde Abt weiterer Klöster und gab seinem Orden eine straffe Organisation. Trotz seiner Popularität – von meh­reren wunderbaren Heilungen wird berichtet – blieb Pietro ein unpolitischer, einfacher Bauernsohn mit starkem Hang zum Mystizismus. 1286 verzichtete er auf die Würden als Abt und Prior und lebte wieder als einfacher Eremit.

Noch während seiner Zeit als Einsiedler wurde Pietro am 5. Juli 1294 in Perugia auf Betreiben von König Karl II. von Neapel als fast 80-jähriger zum Papst gewählt; seine Wahl beendete harte Auseinandersetzungen im nur zwölfköpfigen Kardinalskollegium und eine zweijährige Vakatur; er stand damals schon im Ruf, ein Heiliger zu sein. Als ihn die Nachricht von der Wahl erreichte, wollte er mit einem Mönchsbruder in die Wildnis fliehen. „Ich schaffe es nicht, mich selbst zu retten; wie soll ich da die ganze Welt retten?“, soll er ausgerufen haben. Doch seine Anhänger umlagerten seine Zelle und überzeugten ihn, es sei eine Todsünde, die Wahl auszuschlagen. Am 28. Juli 1294 zog Pietro – dem Beispiel Jesu Christi folgend – auf einem Esel in L’Aquila ein. Viele in der Menschenmenge meinten, die Wiederkunft Christi zu erleben – oder zumindest den Einzug des „Engelpapstes“: dieser soll nach den Verheißungen des Joachim von Fiore das Zeitalter des Heiligen Geistes einleiten und die Kirche in eine Epoche der Ruhe und des Glücks führen.

Doch Coelestin besaß keinerlei Erfahrungen auf dem Gebiet der Verwaltung der Kurie und ließ sich seine Politik schon bald von Karl II. von Neapel diktieren. Unter dessen Druck musste er seinen Amtssitz nach Neapel verlegen; er bemerkte, dass es ihm nicht gelingen würde, die Kirche selbst zu führen. Sein Entschluss zur Abdankung wurde wohl auch durch Kardinal Benedikt Caëtani gefördert, der die Abdankungsurkunde verfasste und als Papst Bonifatius VIII. Coelestins Nachfolger wurde. Das Volk war entsetzt, als es von der Absicht des Kirchenfürsten erfuhr, sein Amt niederzulegen; vor dem päpstlichen Quartier versammelte sich eine Menschenmenge, die die Demission verhindern wollte. Coelestin verzichtete auf die Abdankung, aber sieben Tage später, am 13. Dezember 1294, war es soweit: Nachdem er die Frage nach der Möglichkeit einer Abdankung durch Erlass einer Konstitution darüber selbst beantwortet hatte, legte Coelestin die päpstlichen Insignien nieder, zog die prunkvollen Gewänder aus und streifte wieder die Mönchskutte über.

Coelestin wollte nach Griechenland fliehen, wurde aber in Apulien gefasst. Um zu verhindern, dass die Anhänger Coelestins ein Schisma auslösten, hielt Papst Bonifatius VIII. ihn bis an dessen Lebensende in der Festung Castello di Fumone bei Rom gefangen.

Diese Basilika ist die einzige katholische Kirche weltweit, die eine Heilige Pforte für einen jährlichen Ablass besitzt. Coelestin verfügte den Ablass für Büßer, die am 28. oder 29. August die Kirche durch die Heilige Pforte betreten. Die „Perdonanza“, Vergebung zählt bis heute zu den größten Festen der Region.

Seine Mitbrüder, die Coelestin als „Engelgleichen“ verehrten, betrieben seine rasche Heiligsprechung. Die Reliquien Coelestins werden in L’Aquila verehrt; der Sarg ist nun aus Panzerglas, nachdem Unbekannte die Gebeine 1988 gestohlen hatten. Traditionell wird in L’Aquila am 28. August ein großes Stadtfest zur Erinnerung an Coelestins Papstweihe gefeiert, verbunden mit einem Sündenerlass.

Coelestin war der einzige Papst der Kirchengeschichte, der auf eigenen Entschluss auf das Amt verzichtete. * Manche Forscher halten ihn für einen heiligen Narren nach dem Urbild der Narren um Christi willen, andere loben sein Beispiel als das eines Kirchenfürsten ohne Machtambitionen. Dante, der italienische Dichterfürst, verdammte den Papst ob seines „feigen Verzichts“ in die Hölle. 1785 schloss das letzte Cölestinerkloster seine Pforten.

Kanonisation: Schon 1313 erfolgte Coelestins Heiligsprechung; jüngst wurde er aus dem römischen Festkalender gestrichen.
Patron von L’Aquila; der Buchbinder
Quelle: www.heiligenlexikon.de


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