05/23: Konstantin der Große

Konstantin der Große

Kaiser des römischen Reiches
* an einem 27. Februar (?) um 285 in Naissus, heute Niš in Serbien
† 22. Mai 337 in Ankyron, heute Hereke bei Ízmit in der Türkei

Konstantin war Sohn des Heerführers und späteren Kaisers Konstantius I. und dessen Konkubine Helena. 293 kam er an den Hof von Kaiser Diokletian in Nikomedia – dem heutigen Ízmit in der Türkei, wo er als Geisel gehalten wurde zur Sicherung des Gleichgewichts unter den drei römischen Herrschern. 305 flüchtete er zu seinem Vater, der 306 in einer Schlacht gegen die Pikten in Eboracum – dem heutigen York in England – starb. Der 33-jährige Konstantin ließ sich von den Truppen zum Kaiser ausrufen und wurde neben Severus II. zum Mitherrscher im Westen des römischen Reiches, erhielt den Titel Caesar und residierte in Gallien. 307 heiratete er Fausta, die Tochter des Kaisers Maximinianus.

Diokletians zweiter Nachfolger Galerius hatte 303 die schrecklichste aller Verfolgungen der Christen ausgelöst, um sich des Beistandes der römischen Götter zu versichern. Nachdem dies aber keinen Erfolg hatte, beendete er – kurz vor seinem krankheitsbedingten Tod, schon schwer gezeichnet – 311 die Verfolgungen; kurz darauf starb er.

Im Kampf um die Oberherrschaft im Römischen Reich zog Konstantin nach Rom und errang dort am 29. Oktober des Jahres 312 an der Milvischen Brücke einen Sieg über seinen Schwager und Konkurrenten Maxentius; der Sieg war erstaunlich, weil die Stadt zum Schutz gegen die Einfälle der Germanen von hohen Mauern umgeben war und Maxentius die stärkeren Truppen befehligte. Am Tag danach verweigerte Konstantin das übliche Siegesopfer für den römischen Gott Jupiter. Die Legende lässt ihm schon in Gallien und dann wiederholt in Rom im Traum das Christus-Monogramm mit den Worten in hoc signo vinces, in diesem Zeichen wirst du siegen, erscheinen, worauf Konstantin dies auf die Feldzeichen habe schreiben lassen und damit tatsächlich den Kampf siegreich beendete.

Bischof Eusebius von Cäsarea, Zeitgenosse, erster Verfasser einer Kirchengeschichte und zu Konstantins Hoftheologe avanciert, berichtet von einem Kreuz mit entsprechender griechischer Inschrift, das Konstantin in der Sonne sah und schildert das Geschehen ähnlich der Bekehrung von Paulus nach Apostelgeschichte 22, 6. Diese Parallele wird bis heute in der Liturgie der orthodoxen Kirchen bekannt.

Im Februar 313 vereinbarte Konstantin mit Licinius, dem Herrscher im Osten des Reiches, bei einem Treffen in Mailand, den Christen und allen anderen Religionsfreiheit zu gewähren. Durch diesen Erlass, das Mailänder Edikt, von Licinus im Juni 313 für seinen Ostteil des Reiches veröffentlicht, wird es geschehen, dass die göttliche Huld, die wir in so großen Dingen erfahren haben, für alle Zeit den Erfolg unserer Unternehmungen sichert. Konstantin selbst verstand sich nun selbst wie ein Bischof und bezeichnete sich als episkus ton ektos, Bischof für alle Menschen; er berief Synoden, förderte den Einfluss der Christen.

Konstantin gab den christlichen Bischöfen richterliche Befugnisse und setzte 321 den Sonntag als den wöchentlichen Feiertag fest – der judenfeindliche Kaiser wollte damit auch die Sabbatruhe bekämpfen. 325 wurde das Christentum der römischen Religion gleichgestellt, alle einschränkenden Gesetze und Verordnungen wurden aufgehoben, Kirchen und Friedhöfe zurückerstattet. Im selben Jahr berief Konstantin das Konzil von Nicäa ein, das wesentliche Weichenstellungen für das Christentum brachte.

Mitherrscher Licinius begann dennoch 320 mit neuen Christenverfolgungen. In Auseinandersetzungen um den Einfluss auf dem Balkan kam es 324 zum Krieg zwischen Konstantin und Licinius; Konstantin besiegte den Kollegen und ließ ihn töten, als Alleinherrrscher förderte er nun zunehmend das Christentum und ließ viele Kirchen bauen; auf Konstantin gehen die Gründung der früheren Peterskirche in Rom im Jahr 325, der Grabeskirche in Jerusalem, der Geburtskirche in Betlehem, der nicht erhaltenen Sophienkirche in Trier sowie der Urbau der Apostelkirche in Konstantinopel – dem heutigen Ístanbul – zurück.

Die Frage, ob Konstantin wirklich Christ war, ist schwer zu beantworten – auf dem Hintergrund des römischen Religionsverständnisses ist sie eigentlich auch gar nicht zu stellen: die innere Überzeugung ist dabei nämlich nicht entscheidend, wesentlich ist Religion als staatstragender Überbau. Sicher war sein Religionswechsel nicht Ausfluss von Taktik oder Opportunismus, Religion war für einen römischen Kaiser eine Frage der Identität. So verstand sich Konstantin nun sicher als Verehrer eines höchsten Gottes, dem der Christen; Christus kommt dagegen nur in drei seiner Briefe vor. In einem Gesetz von 325 verbot er, Gefangenen das Gesicht zu entstellen, denn das sei Gleichnis der himmlischen Schönheit.

Im Zuge einer Neuorganisation des Reiches verlegte Konstantin 330 den Regierungssitz von Rom nach Konstantinopel – das heutige Ístanbul. Die Legende lässt ihn schon von Papst Silvester, der ihn vom Aussatz geheilt hatte, getauft werden – seine eigentliche Taufe fand aber erst 337 auf dem Totenbett im Palast in Ankyron, dem heutigen Dorf Hereke bei Ízmit, durch Bischof == Eusebius von Nikomedia statt; dabei machte Konstantin der Kirche – angeblich – umfangreiche Schenkungen, vor allem große Gebiete um Rom, auf die sich der Vatikan noch im 20. Jahrhundert berief.

Bestattet wurde Konstantin auf seinen Wunsch hin in der Apostelkirche in Konstantinopel; er verstand sich selbst als 13. Apostel und er wird bis heute in der orthodoxen Kirche als Apostelgleicher verehrt. Bei der Eroberung durch die Türken 1453 verschwanden seine Reliquien. Ein kirchlich anerkannter Kult existiert nur in der Ostkirche; die Taufe durch == Eusebius von Nikomedia, einem Anhänger des Arianismus, machte ihn zum Ketzer und verhinderte die förmliche Anerkennung als Heiliger durch die katholische Kirche; dennoch wird ihm im Namenstagskalender gedacht.

Fraglos ist die Hinwendung zum Christentum bei Konstantin – anders als bei seiner Mutter Helena – weniger auf Grund einer Bekehrung und durch Glaubenstiefe begründet, als vielmehr aufgrund der Überlegung, mit der Anerkennung des im ganzen Reich schon weit verbreiteten und sich gegen alle Vernichtungsversuche resistent zeigenden Christentums wieder einen einheitlichen ideolgischen Überbau zu schaffen. Seine Handlungen waren durchweg geleitet vom Ziel, die Macht auszubauen; seinen Schwiegervater, Kaiser Maximianus, ließ er 310 erhängen, seinen Schwager Licinius erwürgen, dessen Sohn degradierte er zum Sklaven und ließ ihn tot schlagen; Crispus, seinen Sohn aus erster Ehe, und Fausta, seine Frau, ließ er 326 ermorden, weil er die beiden verdächtigte, eine Beziehung miteinander eingegangen zu sein. Folge des Todes von Fausta war, dass ihr gesamter Besitz aus dem Erbe der Laterani endgültig an den Papst kam.

Der bedeutende Historiker Jacob Burckhardt nannte Konstantin einen Macchiavellisten, Voltaire meinte, er sei ein politisch nicht unbegabter Krimineller gewesen; manche berichten, das Volk habe ihn Steifhals genannt. Sein Hoftheologe Eusebius von Cäsarea sah in ihm den neuen == Mose, der Rom und die damalige Welt aus der Sklaverei des Heidentums befreit und ins gelobte Land des Christentums geführt habe. Unbestritten aber haben die Entscheidungen Konstantins die Geschichte der Kirche und Europas bis heute geprägt: die konstantinische Wende war maßgeblich für das Verhältnis von Kirche und Staat in ganz Europa bis zur französischen Revolution von 1789, in Deutschland bis zum Ende des Kaiserreichs 1918.

Quelle: www.heiligenlexikon.de


Weitere Nachrichten >>