12/09: Juan Diego (Cuauhtlatohuac)
Jungfrau von Guadelupe
Mystiker
* um 1474 in Cuautlithán bei Tenochtitlan, dem heutigen Mexiko-Stadt in Mexiko
† 30. Mai 1548
Der Indianerjunge Cuauhtlatohuac wurde in der Tradition seines Volkes, der Chichimecca erzogen, er gehörte der großen Gruppe der einfachen Indianer an. 1521 besiegte der Spanier Hernán Cortéz die Azteken, die Christianisierung des Landes begann, die Missionsarbeit hatte aber nutr geringe Erfolge. Schon 1524 wurde Cuauhtlatohuac zusammen mit seiner Frau – möglicherweise vom Franziskaner-Missionar Turribius von Benevent – getauft und erhielt den Namen Juan Diego, seine Frau den Namen Maria Lucia. 1529 starb seine Frau. Juan Diego erfuhr im Dezember 1531 vier Tage lang eine Erscheinung der Maria auf einem Hügel nahe Mexiko-Stadt, auf dem zuvor ein Heiligtum der Azteken-Göttin „Tonantzin“, d. h. „unsere verehrungswürdige Mutter“ gestanden hatte, das von den spanischen Eroberern zerstört worden war: Er sah eine leuchtende Wolke, umrahmt von einem Regenbogen, Harfenklang und Engelsgesang drang an sein Ohr, Wohlgeruch erfüllte seine Nase, vor ihm stand eine schöne, dunkelhäutige Frau, gekleidet wie eine Aztekenprinzessin, die sich ihm als die „immerwährende heilige Jungfrau Maria, die Mutter des wahren Gottes, von dem alles Leben kommt“ vorstellte. Sie beauftragte ihn in seiner Indianersprache Nahuatl, den Bischof in ihrem Namen um den Bau einer Kirche an dieser Stelle zu bitten.
Bischof Zumárraga, ein Franziskaner bleib skeptisch; Maria erschien Juan Diego ein zweites Mal und sandte ihn wieder zum Bischof; der verlangte nun Beweise. Da erschien Maria dem Indianer ein drittes Mal mit dem Versprechen, dem Verlangen des Bischofs zu folgen. Tags darauf, bei der vierten Erscheinung auf dem Hügel Tepeyac, wuchsen auf dem schneebedeckten Hügel Rosen, Juan Diego sammelte sie und brachte sie in seinem Mantel zum Bischof; als er den Mantel öffnete, um dem Bischof die Rosen zu geben, war auf dem Mantelfutter das Gesicht von Maria zu sehen. Der Bischof erkannte darin das Bild der „Jungfrau von Guadelupe“, die in Spanien verehrt wird; nun war er überzeugt. Noch am selben Tag wurde der todkranke Onkel von Juan wundersamer Weise geheilt; in einer letzten Erscheinung teilte Maria Juan mit, sie wolle als „Heilige Maria, Jungfrau von Guadalupe“ angerufen werden. Noch 1531 wurde an der Stelle der Erscheinungen eine Kapelle errichtet und darin ein Gnadenbild aufgestellt, das schnell zum Ziel vieler Pilger wurde. Nun bekehrten sich viele Indianer doch zum Christentum. Juan Diego lebte bis zu seinem Tod in dieser Kapelle als Büßer und Beter, auf besondere Erlaubnis seines Bischofs durfte er dreimal wöchentlich die EucharistieEucharistie – von griechisch ευχαριστειν, „Dank sagen“ – vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen die Mahlfeier im Anschluss an 1. Kor 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl“ im Anschluss an Mark 14, 17 und 1. Kor 11, 23. empfangen.
Ab 1695 wurde an der Stelle der Marienerscheinung eine große Basilika erbaut. 1745 erkannte der Vatikan das Wunder an. Kritische Stimmen bezweifeln seit langem die Existenz von Juan Diego und nennen ihn eine Erfindung von Bischof Zumárraga, der damit die Zerstörung des Azteken-Tempels der „Tonantzin“ und den Bau der Kirche im Zuge der Christianisierung legitimieren wollte. Doch bis heute sind Juan Diego und die Jungfrau von Guadelupe von höchster Bedeutung für die Katholiken in Lateinamerika, Guadelupe ist mit rund 14 Millionen Pilgern jährlich der meistbesuchte römisch-katholische Wallfahrtsort der Welt.
Die Bekehrungswelle, die nach dem Erscheinen des Bildes einsetzte, wird verständlich, weil das Bild den Indianern bekannte Motive aufnahm:
• Maria erscheint umgeben von Sonnenstrahlen, aber die Sonne selbst verschwindet hinter ihr. Das sagte den Indios, die die Sonne anbeteten: Maria ist mächtiger als ihr Sonnengott.
• Maria steht auf einer erloschenen Mondsichel: Die Mondsichel war das Bildzeichen für Quetzalcoatl, den gefürchteten Schlangengott, den man mit Menschenopfern beschwichtigte. Dieses Zeichen sagte, dass Quetzalcoatl nicht mehr länger zu fürchten ist.
• Das Obergewand der schönen Dame ist grünlich-blau, trägt also die Farbe, die den Fürsten vorbehalten war. Und es ist geschmückt mit 48 goldenen Sternen, das bedeutet: die Frau ist mächtiger als die vielen Sterne, die die Indios als Götter verehrten.
• Auf ihrer rosa Tunika zeichnen sich Arabesken ab, die für die Azteken das Paradies darstellten. Darunter fällt ein besonderes Zeichen auf: unmittelbar unter den Enden des Gürtelbandes befindet sich die Sonnenblume, ein wichtiges Zeichen aztekischer Mythologie.
• vier blätterartige Rundungen, die durch einen fünften Kreis zusammengehalten werden, bedeuten den Kontaktpunkt zwischen Himmel und Erde und zugleich das Herz, das alle widerstrebenden Kräfte vereint und belebt.
Kanonisation: Juan Diego wurde 1990 beim Besuch von Papst Johannes Paul II. in Mexiko selig und 2002 beim erneuten Papstbesuch in Mexiko als erster Ureinwohner Lateinamerikas heilig gesprochen.
Patronat: 1754 wurde die „Liebe Frauen von Guadalupe“ zur Patronin von Mexiko, 1910 von ganz Lateinamerika ernannt.
Quelle: www.heiligenlexikon.de