06/27: Hemma von Gurk

Hemma von Gurk
Klostergründerin
* um 990 in Zeltschach (?) in Kärnten in Österreich
† 29. Juni um 1045 im Kloster Gurk in Österreich
Hemma stammte aus dem Geschlecht der Grafen von Friesach-Zeltschach, und war verwandt mit Kaiser Heinrich II., an dessen Hof sie erzogen wurde. Um 1010 heiratete sie den Grafen Wilhelm von der Sann. Auf ihren Besitztümern in der Umgebung von Gurk ließ Hemma sechs Kirchen bauen in Globasnitz, St. Radegund bei Graz, Lorenzenberg, St. Lambert in Baldramsdorf, St. Georgen am Weinberg und St. Margarethen ob Töllerberg; die Kirche in Lieding – heute Ortsteil von Straßburg – hatte wohl schon ihre Großmutter Imma erichten lassen, sie wurde von Hemma erneuert. Weitere solcher Kirchen stiftete sie in der Krain, zumindest in St. Rupert – dem heutigen Šentrupert bei Trebnje in Slowenien. Diese Kirchen
waren zunächst wohl Stützpunkte für Handel, niedere Gerichtsbarkeit und Armenfürsorge; erst nach dem Tod ihres Mannes wurden sie durch eine Vereinbarung mit dem Erzbischof von Salzburg zu Pfarrkirchen mit Priestern und eigenem Zehntrecht.
Ihre beiden Söhne Wilhelm und Hartwig waren eingesetzt als Leiter der Silber- und Eisenbergwerke in der Gegend um das heutige Hüttenberg und Knappenberg, die Hemma geeerbt hatte. Bei einem Aufstand der Arbeiter, die sich ausgebeutet und ungerecht behandelt sahen, wurden die beiden ermordet, worauf Hemmas Mann den Ort des Doppelmordes hat liquidieren lassen. Hemma hat ihn der Überleiferung nach zur Buße auf eine Wallfahrt nach Rom geschickt.
Hemmas Mann Wilhelm wurde 1036 aus politischen Gründen vom Grafen Adalbero von Eppenstein ermordet. Die Legende hingegen lässt ihn auf dem Rückweg von Rom sterben: demnach kam er in den Auengraben im Tal der Lavant und fragte bei einem Bauern um ein Nachtlager. Auf Grund seiner schlechten Kleider und seines Zustandes wurde er in die Scheune geführt, wo er in der Nacht entkräftet starb. Bei der anschließenden Beratung, was mit dem Leichnam des unbekannten Mannes geschehen solle, erkannte der Oberförster des Grafen seinen Herrn anhand seines Siegelringes. Der Leichnam wurde auf einen Wagen gelegt und zwei Ochsen wurden davorgespannt, wo sie das dritte Mal anhielten, dort wurde er begraben. Hemma ließ 1038 bis 1043 eine Kapelle über das Grabmahl im heute Gräbern genannten Ort errichten und als Symbol für den verstorbenen Mann sowie die beiden ermordeten Söhne im Jahre 1043 drei Lindenbäume pflanzen, wovon heute zwei als die berühmten 1000-jährigen Hemmalinden von Gräbern
bekannt sind; die größere der beiden hat einen Umfang von über 7½ m.
Als nun kinderlose Witwe gründete Hemma 1036 das Benedikterinnenkloster Gurk in Kärnten und widmete es Maria. 1043 wurde die Kirche in Gurk geweiht, unter Äbtissin Ida trat Hemma wohl in jenem Jahr selbst als Ordensfrau in dieses Kloster ein, das mit Nonnen aus Salzburg besiedelt wurde. Den Bau habe sie auf einem Stein sitzend überwacht; dieser Hemma-Stein
wird bis heute als wunderkräftig verehrt: wenn man auf ihm sitze, gingen Wünsche – besonders jene um Kindersegen und gute Geburt – in Erfüllung. Hemma überließ ihren reichen Besitz in Kärnten, der Untersteiermark und Krain dem Kloster und ihre Güter dem Bischof von Salzburg; aus diesem Dotationsgut wuchs das Benediktinerkloster Admont im Ennstal, 1074 von Erzbischof Gebhard von Salzburg errichtet.
Die freizügige Form eines Damenstiftes für Angehörige des Adels, die Hemma ihrer Gründung Gurk gegeben hatte, war für Erzbischof Gebhard von Salzburg Grund, das Kloster schon vor 1070 wieder aufzuheben und die reichen Güter für die Gründung eines von Salzburg abhängigen Eigenbistums
Gurk zu verwenden, über das Hemmas mächtige Verwandte aber noch bis 1130 die Erbvogtei ausübten. 1123 wurde ein Augustiner-Chorherren-Stift eingerichtet, 1160 mit dem Bau des heutigen Domes begonnen. Durch die – gefälschten – Aufzeichnungen des Kaplans Conrad wurde die damals fast vergessene Hemma im Kampf des Bistums Gurk gegen Salzburg nun als Gründerin wieder ins Bewusstsein gerufen.
Hemmas Reliquien kamen dann 1174 in die große, von 100 Säulen geprägte Krypta der Kathedrale von Gurk, in der ihre Geschichte auf sechs großen Tafeln dargestellt wird. Ab 1228 wurde ein umfangreicher Katalog an Wundertaten zusammengestellt, die Gläubige durch die Fürsprache der Hemma erfahren hatten; mehr als 160 sind bis heute dokumentiert, auch zwei wundersame Erweckungen von Kindern werden berichtet. 1287 erfolgte die Sargöffnung und die Bestätigung ihrer Verehrung, als Seligsprechung gewertet. 1466 – 1469 verlief ein Heiligsprechungsprozess in Rom erfolglos; damals wurde die erste Kirche Hemma geweiht: in Sv. Ema – heute ein Ortsteil von Podčetrtek in Slowenien.
Die Legende vom gerechten Lohn erzählt, dass die Bauarbeiter beim Bau der Kirche in Gurk mit ihrem Lohn unzufrieden waren. Hemma ließ nun jeden Arbeiter in einen gut gefüllten Geldsack greifen, er solle sich nehmen, was ihm seiner Meinung nach zustehe. Jeder konnte aber nur soviel entnehmen, wie es gerecht war und er immer schon erhalten hatte, der Rest entschwand seinen Fingern. Eine andere Legende erzählt, wie ein Dominikaner in Bologna sterbenskrank darniederlag; um Mitternacht erschienen ihm drei Frauen, von denen eine eine Salbenbüchse bei sich hatte, ihn damit in der Herzgegend einrieb und sich beim Abschied als Hemma von Gurk
vorstellte. Als seine Brüder schon die Messe sangen, kam der Geheilte, verströmte Wohlgeruch und erzählte von Hemmas Wohltat; die Brüder betatsteten mit Tüchern seine Brust und alle Kranken, die hinfort mit diesen Tüchern in Berührung kamen, wurden ebenfalls gesund.
Ab 1607 sind regelmäßige Wallfahrten aus der Krain überliefert, eine größere Zahl von Wunderberichten aus jener Gegend stammt aus dem 17. Jahrhundert. Bis in die 1930-er Jahre führte die Krainer Wallfahrt
alljährlich Hunderte von Slowenen über den Loiblpass nach Gurk; 2004 wurde auf dieser Strecke der Hemma-Pilgerweg eröffnet
. Das Durchkriechen unter ihrem Sarg in der Krypta von Gurk helfe bei Kinderwunsch. Verehrt werden auch ein Fingerring und ein Anhänger mit einem in Silber gefassten Korund. In Gurk und Admont wird am 27. Juni der traditionelle Augensegen mit dem Ring bzw. einem Anhänger von Hemma gespendet. 1988 besuchte Papst Johannes Paul II. Gurk und zelebrierte eine Messe vor 80.000 Pilgern.
Der Weg von der Seligsprechung 1287 bis zur Heiligsprechung 1938 war lang. Der Versuch, Hemma in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kanonisieren zu lassen, verlief im Sande; das Verfahren wurde anfangs verschleppt, scheiterte wohl am Widerstand der Salzburger Bischöfe; oft wird als Grund der nicht erfolgten Kanonisierung der Ausbruch der Pest in Rom angegeben. Ein weiterer Versuch scheiterte 1724. Auch im 19. Jahrhundert gab es Bestrebungen, die Heiligsprechung zu erreichen. Einen entscheidender Impuls zur Heiligsprechung Hemmas gab 1923 Bischof Jeglitsch aus Ljubljana, denn Hemmas Verehrung war gerade bei den Slowenen schon immer besonders groß.
Erst mit der Berufung von Redemptoristen nach Gurk kam das Verfahren wieder richtig in Gang. Der Redemptoristenpater Josef Löw erreichte, dass nach einer positiven Entscheidung der Ritenkongregation am 4. Januar 1938 Papst Pius XI. am darauffolgenden Tag den Auftrag gab, das Dekret zur Heiligsprechung auszufertigen. Doch der Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich im März 1938 und die Vereinnahmung der Hemma als neuer deutscher Heiliger – nicht zuletzt durch Kurienweihbischof Hudal, der Rektor der Österreichischen Nationalstiftung in Rom war und sich sehr stark für eine Übereinstimmung von katholischer Kirche und Nationalsozialismus eingesetzt hatte – führte dazu, dass Papst Pius XI. sich weigerte, das Dekret zu unterzeichnen. Es wurde dann erst im Juni 1940 nach Kärnten geschickt.
Kanonisation: 1287 wurde Hemmas Verehrung kirchlich anerkannt; 1466 wurde der Heiligsprechungsprozess eingeleitet, aber erst 1938 abgeschlossen.
Attribute: zweitürmiges Kirchenmodell, Rose
Patronin von Kärnten; bei Kinderwunsch; für eine glückliche Entbindung; gegen Augenleiden, Kopfschmerzen, Irrsinn, Epilepsie und Krankheiten allgemein
Quelle: www.heiligenlexikon.de