07/03: Apostel Thomas

Apostel, Glaubensbote in Indien (?), Märtyrer (?)

* in Galiläa (?) in Israel
† 72 in Kalamina, d.i. Mailapur, der heutige Stadtteil Mayilapuram in Madras / Chennai in Indien (?)

Thomas war bis zu seiner Berufung als Jünger Fischer. Das Johannes­evangelium beschreibt die Hingabe, die Thomas für Jesus empfand: als der nach Judäa zurückkehren wollte, wo Juden ihn hatten steinigen wollen, schloss sich ihm Thomas mit den Worten an: Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben. (11, 5 – 16). Thomas wird in den Apostellisten aller vier Evangelien und der Apostel­geschichte erwähnt; außer bei Johannes kommt er aber nur in der Aufzählung der Jünger und dabei in der mittleren Jüngergruppe vor; im Johannes­evangelium – dort drei Mal mit dem Beinamen Didymus, der griechischen Übersetzung für den hebräisch-aramäischen Namen Thomas – nimmt er mit sieben Nennungen – so auch im Bericht über das Abendmahl (Johannes­evangelium 14, 1 – 7) – eine wichtigere Rolle ein. In Johannes­evangelium 21, 2 wird Thomas sogar an zweiter Stelle in der Jüngerliste direkt nach Petrus genannt.

Berühmt wurde Thomas durch seine Zweifel an der Auferstehung Jesu und sein Verlangen, handgreiflich die Auferstehung zu überprüfen: erst nachdem Jesus ihn aufforderte, seine Wundmale zu berühren, glaubte er das Unfassbare und bekannte: Mein Herr und mein Gott! Damit erkannte er als erster der Jünger die göttliche Natur Christi (Johannes­evangelium 20, 24 – 29). Wohl gerade als Zweifelnden haben Volksfrömmigkeit und Legende ihn so nahe an Jesus herangerückt, dass er sogar als dessen Zwillingsbruder angesehen wird – Jesus in Aussehen und Schicksal Ähnlich – so erstmals in den Thomas-Akten vom Anfang des 3. Jahrhunderts.

Diese syrischen Thomas-Akten erzählen dann auch, dass Christus Thomas erschien und ihn aufforderte, dem Boten des Königs Gundisar/Gundaphorus nach Indien zu folgen, da der König den besten Baumeister suche, um sich einen Palast nach römischer Bauweise errichten zu lassen. Thomas wurde mit Abbanes, dem Boten, unterwegs veranlasst, an der Hochzeit einer Königstochter teilzunehmen; eine hebräische Musikantin wiederholte für Thomas einen Hymnus in der Muttersprache, worauf der Mundschenk ihn ohrfeigte. Thomas prophezeite die eintretende Strafe: Löwen zerrissen den Mundschenk am Brunnen, ein Hund brachte die Hand, die den Glaubensboten geschlagen hatte, das Brautpaar bekehrte sich und wurde gesegnet.

Bei Gundisar angelangt, zeichnete Thomas diesem einen Palast und erhielt große Schätze zum Bau, verteilte diese aber während der Abwesenheit des Königs an die Armen, predigte und bekehrte Unzählige. Dem zurückgekehrten empörten König, der Thomas in den Kerker warf, erschien sein vor kurzem verstorbener Bruder; der erklärte ihm, Thomas habe für ihn im Jenseits den prächtigsten Palast errichtet, worauf Gundisar sich bekehrte und Thomas in fernere indische Gebiete ziehen ließ. Vornehme Frauen eines Herrscherhauses wurden von Thomas bekehrt, der König Misdai aber ließ ihn gefangen setzen, vielfältig martern und wollte ihn zum Opfer vor dem Sonnengott zwingen. Thomas sprach den im Standbild verborgenen Teufel an, das Bronzewerk zerschmolz wie Wachs, der außer sich geratene Oberpriester durchbohrte Thomas mit seinem Schwert, doch der König ließ ihn ehrenvoll begraben.

Nach anderen Legenden durchzog Thomas noch weitere Länder, bis er in Madras – dem heutigen Chennai in Indien – von feindlich Gesinnten mit Lanzen durchstochen wurde. Auf Johannes Chrysostomus soll die Erzählung zurückgehen, dass Thomas auf seinen Reisen die Heiligen Drei Könige getroffen, getauft und zu Bischöfen ernannt habe. Als Ort seines Martyriums geben viele Legenden Kalamina – wohl Mailapur, der heutige Stadtteil Mayilapuram in Madras / Chennai.

Noch Mitte des 2. Jahrhunderts rechnete der Gnostiker Heraclion Thomas zu den Aposteln, die kein Martyrium erlitten. Nach Origines wirkte Thomas als Glaubensbote bei den Parthern in Mesopotamien; an der Grenze, in Edessa – dem heutigen Sanlιurfa in der Türkei, ist die Verehrung seit dem 4. Jahrhundert nachgewiesen. Ephraem der Syrer berichtete wie die syrischen Thomas-Akten die Missionstätigkeit in Indien und die Rückführung der Gebeine durch einen Kaufmann in einem Schatzkästlein.

In Nag Hamadi in Ägypten wurde 1945 unter den sensationellen Funden zahlreicher alter Handschriften auch ein vollständiges Exemplar des Thomas-Evangeliums entdeckt: eine Sammlung von Jesusworten ohne Erzählungen oder Passionsgeschichte, möglicherweise schon sehr früh (um 70?) entstanden und laut Vorwort von Thomas verfasst.

Bei Mailapur gibt es den Großen Thomasberg; 1547 wurde auf ihm eine Kirche zu Ehren von Thomas errichtet. Dort verwahrt wird das Thomaskreuz aus dem 7. Jahrhundert, dessen Inschrift von seinem Martyrium erzählt. 2004 hat der Vatikan den Berg bei Mailapur als ersten internationalen Wallfahrtsort Indiens anerkannt. Der größte Teil der Thomas-Reliquien wurde angeblich an einem 3. Juli – daher der Gedenktag – im 3. Jahrhundert nach Edessa – dem heutigen Sanlιurfa in der Türkei – übertragen, weshalb in Indien keine Gebeine, sondern nur Staub zu finden sei. Schon früh gab es Reliquien in Mailand in der Basilika der Apostel, das Martyrologium von Hieronymus beschreibt sie. 1218 kamen Reliquien auf die griechische Insel Chios, 1258 von dort nach Ortona in den Abruzzen.

Im Dom von Prato in der Toskana wird in einer für diesen Zweck gebauten Kapelle der Gürtel der Maria gezeigt: das Christkind selbst habe seiner Mutter den Gürtel gelöst und ihn Thomas überreicht; jahrhundertelang in der Familie aufbewahrt, habe ihn Michele dei Dagomari aus Prato als Teilnehmer eines Kreuzzuges nach Italien mitgebracht, nachdem er in Israel eine Tochter jener Familie geheiratet hatte. 1365 wurde der Gürtel in feierlicher Prozession in die Kathedrale nach Prato gebracht.

Thomas‘ Gedenktag lag auch in der katholischen Kirche bis 1969 auf dem 21. Dezember, dem Datum der längsten Nacht des Jahres. Der Tag war mit vielen Orakelbräuchen versehen, besonders in Liebes- und Ehefragen. In der Nacht befürchtete man Dämonen, darunter an manchen Orten Thomas‘ Unglück bringender Gegenspieler, das blutige Thomerl.

Attribute: Bart, Schwert, Lanze, Winkelmaß
Patron von Ostindien, Portugal, Goa – heute Velha Goa -, Urbino, Parma, Riga, der Insel Saint Thomas, des Kirchenstaates; der Architekten, Geometer, Maurer, Zimmerleute, aller Bauarbeiter, der Steinhauer, Feldmesser und – wegen seiner Zweifel – der Theologen; bei Rückenschmerzen und Augenleiden; für gute Heirat
Quelle: www.heiligenlexikon.de


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