07/24: Christophorus

 

Christophorus

Märtyrer, Nothelfer
* in Kanaan oder in Lykien in der heutigen Türkei
† um 250 (?) in Lykien in der heutigen Türkei (?)

Um das Leben des Christophorus, dessen historische Existenz durch frühe Zeugnisse der Verehrung und Weihe einer Kirche im Jahr 452 in Chalkedon – dem heutigen Stadtteil Kadiköy in Ístanbul – gesichert ist, ranken sich viele Legenden. Er soll nach östlichen Quellen ein hundsköpfiges Ungeheuer gewesen sein, das erst durch die Taufe die Sprache erlernte, den Namen Reprobus annahm, Soldat wurde und als Märtyrer hingerichtet worden sei. Möglicherweise ist der Text einer Handschrift genere canaaneo, aus chanaanäischem Geschlecht als canineo, hundsartig, gelesen worden.

Nach dieser Älteren Legende hatte Christophorus auf wunderbare Weise die Taufe empfangen und zog nun lehrend und predigend durch die Lande. Er kam zu einem König nach Lykien, wo er die Sprache nicht verstand und verwirrt darniederlag, als man ihn im Gebet fand. Durch dieses Gebet wurde ihm das Verständnis dieser Sprache erschlossen und er konnte nun auf dem Richtplatz den dort Gemarterten Worte der Stärkung zusprechen. Ein Richter schlug ihn, Christophorus steckte seinen eisernen Stab in den Boden, der grünte und blühte, dieses Wunder bekehrte 8000 Menschen.

Der die Christen verfolgende König ließ Christophorus einkerkern und schickte zwei Dirnen zu ihm, Micäa und Aquilina, die ihn abspenstig machen sollten. Aber sie wurden von Christophorus bekehrt, deshalb vom König grausamen Martern unterworfen und enthauptet. Dann schickte der Herrscher 200 Kriegsknechte aus, um den Riesen zu greifen; sie vermochten es nicht, denn er erhielt übermenschliche Kraft aus dem Gebet. Weitere 200 Knechte wurden ausgeschickt, aber sie bekehrten sich und wurden enthauptet. 400 Bogenschützen sollten ihn nun erschießen, die Pfeile blieben aber in der Luft stehen, und als der König dies für Zauberei hielt, traf ihn ein Pfeil und machte ihn blind. Christophorus sagte zu ihm: Morgen bin ich tot, dann nimm von meinem Blut, mische es mit Erde, lege es auf dein Auge, und du wirst geheilt. Christophorus wurde dann enthauptet, der König tat nach seinen Worten, wurde sehend und bekehrt. Mühsam schleppten die Kriegsknechte den Leichnam des hundsköpfigen Riesen zum Stadttor hinaus.

Diese Erzählung ist wohl eine Ableitung aus den ursprünglich gnostischen Bartholomäusakten und wurde auf einen einstigen Soldatenheiligen und Märtyrer übertragen. Christophorus war ein Ehrentitel für alle Märtyrer und hat sich erst später als Eigenname verselbständigt. Das Ende der ursprünglich griechischen Leidensgeschichte – die Älteste lateinische Überlieferung stammt aus dem 8. Jahrhundert – gab den Anstoß zu den ersten Schutzpatronen. Die Verbreitung der Verehrung des Christopohorus führte vom Orient durch Italien, Frankreich und Spanien nach Norden und Osten. Neben der alten Leidensgeschichte entstanden Hymnen und im späten 10. Jahrhundert das Christophorusgedicht des Walther von Speyer, schon früh gab es Wandmalereien und Buchillustrationen. Erste Bilder des Mannes, der Christus tatsächlich trägt, entstanden in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts im Alpenland und in Portugal als Illustrationen des Namens, noch ohne legendären Vorgang.

Die eigentliche Christusträgerlegende kommt erst im 13. Jahrhundert auf in der Legenda Aurea des Jacobus de Voragine und einem Hymnus des Mailänders Origo Scaccabarozzi, wobei möglicherweise eine volkstümliche Herkunft zugrunde liegt. In ihr wurde im Westen aus der Figur ein Riese mit Namen Offerus, von furchtbarem Antlitz und 12 Ellen (fast 10 Meter) groß, dessen Bild sich im Laufe der Zeit immer mehr vermenschlichte. Christophorus suchte nach dieser Legende den mächtigsten aller Könige, nur diesem wolle er dienen – ein aus der höfischen Tradition (Parzival) bekanntes Motiv. Als ein König, den er für den mächtigsten gehalten hatte, bei einem Spielmannslied sich jedesmal bei der Nennung des Teufels bekreuzigte, musste der zugeben, dass er sich vor dem Teufel fürchte. Da verließ Christophorus ihn, um diesen noch Mächtigeren zu suchen; in der Einöde fand er ihn als schwarzen Ritter mit einer schrecklichen Begleiterschar und stellte sich in seinen Dienst; als sie aber zusammen des Weges zogen, wurde ein Kreuz sichtbar; der Teufel wich dem Kreuz aus, machte einen großen Umweg und musste zugeben, dass er das Bild des gekreuzigten Christus noch mehr als alles in der Welt zu fürchten habe.

Christophorus verließ nun auch den Teufel, nur dem noch mächtigeren Christus wollte er dienen. Lange suchte er, bis er endlich einen Einsiedler – später Cucufas genannt – fand, der ihm bestätigte, Christus sei der mächtigste Herrscher; wolle man ihm dienen, so müsse man fasten können. Christophorus entgegnete, dass er das nicht könne. Auch die nächste Forderung, viel zu beten, konnte Christophorus nicht befolgen. Er übernahm dann aber die Aufgabe, Menschen auf dem Rücken über einen gefährlichen Fluss zu tragen, denn er war ja groß und stark. Statt eines Stabes nahm er eine große Stange und trug unermüdlich Menschen herüber und hinüber – eine Entlehnung aus der Legende des Julianus Hospitator, wo dieses Motiv mit Rechtsbräuchen aus dem Asylrecht in Verbindung stand. Eines Nachts hörte Christophorus eine Kinderstimme rufen, konnte aber in der Dunkelheit nichts erblicken. Nach dem dritten Ruf nochmals hinausgehend sah er ein Kind, das hinübergetragen werden wollte. Als er aber mit diesem Kind auf der Schulter ins Wasser stieg, wurde die Last immer schwerer, das Wasser schwoll an, er fürchtete zu ertrinken und glaubte, die ganze Welt läge auf seinen Schultern. Mehr als die Welt hast du getragen, sagte das Kind zu ihm, der Herr, der die Welt erschaffen hat, war deine Bürde. Das Kind drückte ihn unter das Wasser und taufte ihn so. Am Ufer erkannte Christophorus Christus als seinen Herrn, der ihm auftrug, ans andere Ufer zurückzukehren und seinen Stab in den Boden zu stecken: er werde als Bekräftigung seiner Taufe finden, dass der Stab grüne und blühe. Als Christophorus am Morgen erwachte, sah er, dass aus seinem Stab tatsächlich ein Palmbaum mit Früchten aufgewachsen war.

Diese im Alpenland entstandene Legende, mit der Christophorus Julianus‘ Funktion als Pilgerheiliger übernahm, hatte außergewöhnlichen Einfluss. Der Name wurde wegen der Schutzpatronfunktionen oft als Taufnahme begehrt. Das Motiv des Christusträgers wurde häufig in der Kunst behandelt, die Betrachtung seines Bildes am Morgen schütze den ganzen Tag und wirke gegen (jähen) Tod. Er wurde auf Stadttürmen, Toren, Kirchen- und Hausmauern dargestellt. Im Barock war er auf Pestsäulen gegenwärtig, Hospize, Pilgerhäuser, Bruderschaften und später Apotheken wurden nach ihm benannt. Manche Volksbräuche und Vorstellungen haben sich bis ins 20. Jahrhundert erhalten, darunter der Aberglaube der Schatzgräber, die ihn als Schatzhüter schätzen.

Die Verehrung wurde schon im 15. Jahrhundert oft kritisch betrachtet, sein Kult von Lokalsynoden verboten und von Humanisten abgelehnt. Das Christophoruslied aus dem späten Mittelalter wurde nach der Reformation von Hans Sachs protestantisch umgedichtet. Luther sah in der Christusträgerlegende eine Allegorie des Christenmenschen. In späterer Volkstradition wurde Christophorus zur Märchen- und Sagengestalt. In moderner Zeit gilt er als Schutzpatron für Autofahrer und Verkehrsmittel, manche Menschen haben eine Plakette in ihrem Fahrzeug, Umritte, Umfahrten, Einsegnungen und Bruderschaften halten das Gedenken wach. Sein Name wurde 1962 aus der Liste der kanonischen Heiligen zwar gestrichen, weil seine Existenz legendär sei, er blieb aber im deutschen Diözesankalender erhalten; 2001 wurde er auch wieder ins Martyrologium Romanum aufgenommen. Er ist einer der Nothelfer.

Attribute: Riese mit Stab, Kind auf den Schultern
Patron des Verkehrs, der Furten und Bergstraßen; der Fuhrleute, Schiffer, Flößer, Fährleute, Brückenbauer, Seeleute, Pilger, Reisenden, Kraftfahrer, Chauffeure, Luftschiffer, Lastenträger, Bergleute, Zimmerleute, Hutmacher, Färber, Buchbinder, Goldschmiede, Schatzgräber, Obsthändler, Gärtner, Athleten; von Bergstraßen, Festungen; der Kinder, gegen Pest, Seuchen, Epilepsie, unerwarteten Tod, Feuer- und Wassergefahren, Dürre, Sturm, Unwetter, Hagel, Augenleiden, Zahnweh, Wunden
Quelle: www.heiligenlexikon.de


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