09/03: Gregor der Große

Gregor der Große

Papst, Kirchenlehrer, Kirchenvater
* um 540 in Rom
† 12. März 604 daselbst

Gregor wurde in Rom als Sohn eines Senators und als Urenkel von Papst Felix III. in eine Patrizierfamilie hineingeboren. Er studierte Verwaltungwesen und stand bereits im Alter von 30 Jahren als Präfekt an der Spitze von Roms Verwaltung. Aber dann legte er seine Ämter nieder und zog sich 575 nach dem Tode seines Vaters in sein Elternhaus zurück, aus dem er ein Andreas gewidmetes Benediktinerkloster machte an der Stelle, wo heute die Kirche S. Gregorio al Celio steht. Aus dem Familienbesitz gründete er noch sechs weitere Klöster in Süditalien.

Gregor wurde Priester und einer der sieben Diakone von Rom. 579 wurde er im Auftrag von Papst Pelagius II. zum Kaiser nach Konstantinopel – dem heutigen Ístanbul – geschickt, wo er militärische Hilfe gegen den Einfall der bis vor Rom vorgedrungenen Langobarden erwirken sollte, was ihm aber misslang. Zahlreiche Wohltaten, Bittgänge und wunderbare Wirkungen wurden seinen Gebeten und Bemühungen, auch als Abt seit dem Jahr 585, zugeschrieben.

Als eine Überschwemmungskatastrophe Tod und Elend über Rom brachte und die anschließende Pestseuche nicht nur die Bevölkerung hinraffte, sondern auch den Papst, fiel die Wahl auf Gregor, der sich ihr aber entziehen wollte. Er ließ sich verkleidet in einem Fass verborgen auf einem Ochsenkarren aus der Stadt bringen, um in einer Höhle als Eremit zu leben. Eine Lichtsäule, an der Engel auf- und niederstiegen, führte nach der Überlieferung zu seiner Entdeckung, 590 wurde er zum Papst gewählt. Obwohl als kränklich bekannt, entfaltete Gregor beeindruckende Aktivitäten, besonders in der Fürsorge für sozial Schwache. Beim neuerlichem Ausbruch einer Seuche ließ er ein angeblich von Lukas gemaltes Bild der Maria einer Prozession vorantragen, hörte Engel das Regina coeli singen, fügte eine Strophe hinzu und sah einen Engel auf dem Hadriansgrabmal das blutige Schwert in die Scheide stecken – Zeichen der beendeten Seuche. Von da an soll man das Grabmal Engelsburg genannt haben.

Das römische Weltreich war am Ende, nur ein kleiner Rest um Rom herum war römisch und gehörte zu Byzanz – dem heutigen Ístanbul -; der Kaiser in Konstantinopel aber verweigerte Gregor die erbetene Hilfe gegen Eindringlinge. So musste Gregor mit den Langobarden zu verhandeln und konnte 594 deren Invasion nur dadurch verhindern, dass er ihnen die Zahlung eines jährlichen Tributs zusagte. Die Langobarden hatten dennoch den fast völligen Zusammenbruch der Verwaltung bewirkt, Gregor musste sich um die Versorgung der Armen und den Schutz der Bevölkerung kümmern. Aufgrund der großen Ländereien im Besitz der Kirche konnte er Nahrung und Geld bereitstellen. So übernahm das Papsttum unter Gregor die politische Macht in Italien, er schloss die Ländereien zu einem einheitlichen Ganzen zusammen, das zum Grundstein des Kirchenstaates wurde.

Gregor war ein energischer Kirchenführer und verstand sich zugleich als Diener der Diener Gottes. Der machtbewusste Mann sah sich erfüllt von der Aufgabe, die strenge katholische Gläubigkeit zu verteidigen und zu verhüten, dass christianisierte Länder wieder dem Heidentum oder ketzerischen Lehren verfielen. Es gelang ihm, Roms traditionellen Anspruch auf die kirchliche Vormachtstellung gegenüber dem Patriarchen von Konstantinopel sowie den anderen Bischöfen der Kirche durchzusetzen. Dabei half ihm seine Mystifizierung des Amtes als Nachfolger von Petrus, wonach dieser durch ihn rede und handle. Er initiierte die Re-Christianisierung Englands, als er 597 Augustinus von Canterbury, den Abt seines Familienklosters, mit weiteren 39 Mönchen nach England sandte; Motiv sei gewesen, dass Gregor schöne englischen Jünglinge auf dem Markt gesehen hatte. Ein wesentliches Anliegen war Gregor die Einheit des aktiven und des kontemplativen Lebens und die Wahrung des Gleichgewichts von Gebet und Arbeit gemäß der Regel der Benediktiner.

Die Zurückführung der dem Arianismus anhängenden Langobarden in den Schoß der katholischen Kirche erreichte Gregor, indem er Königin Theodelinde unterstützte. Auch in Spanien gelang ihm zusammmen mit dem westgotischen König Reccared die Eindämmung des Arianismus und die Rekatholisierung des Landes. Er förderte das Klosterwesen, ein besonderes Interesse schenkte er der Liturgiereform, er führte die gregorianischen Choräle ein.

Die Legenda Aurea berichtet zahllose Züge der Äußersten Demut und Kasteiung Gregors bis zum Herzbruch. Erzählt wird die Verwandlung einer Oblate in ein Stück Fleisch und dessen Rückverwandlung, als die ungläubige Frau, die die Oblaten gebacken hatte, ihren Zweifel an der Wandlung der Elemente in der Eucharistie mit Lachen Äußerte; mit dem sichtbaren Wunder gelang es Gregor, die Frau zu bekehren.

Schwere Krankheit habe Gregor auf sich genommen, um Kaiser Trajan aus dem Fegefeuer zu lösen. Dessen Stimme hatte Gregor demnach vernommen, als er über das Trajansforum zur Peterskirche ging und über diesen gerechten Heiden weinen musste: Trajan hatte von einem Kriegszug Abstand genommen, um einer hilflosen armen Witwe für ihren unschuldig getöteten Sohn zum Recht zu verhelfen; eine erweiterte Legende lässt den Sohn des Kaisers bei einem Ausritt den Sohn der Witwe töten, das Gesetz verlangte für die Untat Blendung, der Kaiser opferte ein eigenes Auge, damit dem Sohn doch eines bliebe.

Die in 14 Büchern zusammengefassten Briefe des letzten der vier Kirchenväter beschreiben Gregors Denken und den Zeitgeist eindrücklich. Seine Werke hatten großen Einfluss auf das Mittelalter. Moralia in Job ist eine Sittenlehre zum Buch Hiob. Das Liber regulae pastoralis beschreibt die Aufgaben eines Seelsorgers, Liber Pastoralis Curae versteht sich als Lehrbuch für die Predigt. Seine Dialogi sind eine Sammlung von Legenden über Heilige aus Gregors Zeit – eine der wenigen Quellen, die Angaben über das Leben des Benedikt von Nursia enthält; die Sammlung prägte die folgenden Jahrhunderte, indem sie maßgeblich zur Enstehung der Ordensregel des heiligen Benedikt beitrug.

Legenden berichten Ereignisse nach Gregors Tod: Neider beschuldigten den Toten, den Kirchenschatz veruntreut zu haben und schickten sich aus Rache an, seine Bücher zu verbrennen. Da griff sein Freund, der Diakon Petrus, ein und offenbarte, dass er wisse und gesehen habe, wie der Heilige Geist in Gestalt einer Taube Gregor beim Schreiben inspiriert habe. Da er aber bei Todesfolge versprochen habe, dieses nicht zu Äußern, möge sein Schwur auf das Evangelium den Wert der Bücher mit seinem unmittelbaren Tod bezeugen. Sterbe er nicht, so mögen die Bücher verbrannt werden – er schwörte feierlich und gab ohne Schmerzen seinen Geist auf.

Sein Grab fand Gregor in der Peterskirche. In der von ihm auf seinem Familiensitz erbauten Kirche S. Gregorio al Celio ist seine Zelle und sein Bischofsstuhl erhalten.

Durch seine Gelehrsamkeit wurde Gregor zum Patron des Schulwesens und für Lehrer, Studenten und Schüler. Diese feierten früher am 12. März einen Schülerfesttag, der auch in evangelischen Gebieten begangen wurde. Die Schule unterstand bei diesem Fest einem Knabenrektor, der wie sein erwachsenes Gegenstück mit Schulschlüssel und Rute ausgestattet wurde. Seine Mitschüler verkleideten sich ihrem angestrebten Beruf entsprechend als Pfarrer, Lehrer, Arzt oder Jurist. Die Lehrer waren ihres Amtes enthoben und als Schüler verkleidet, der entmachtete Rektor musste die Schülerschaft verpflegen und eine komplette Mahlzeit spendieren.

Im Andenken an Gregor verleiht die katholische Kirche seit 1831 den Gregoriusorden an Laien als Auszeichnung für Eifer in der Verteidigung der katholischen Religion.

Noch heute werden einige von Gregors Predigten im Brevier der katholischen Kirche gelesen. Bei der Kalenderreform von 1969 verlegte man den katholischen Gedenktag vom Todestag, der in der Fastenzeit liegt, auf den Jahrestag seiner Weihe zum Bischof von Rom. Nach dem Vorbild Gregors werden bis heute Gregorianische Messen für Verstorbene gelesen, das sind 30 tägliche Messen hintereinander.

Kanonisation: Seit 1295 trägt Gregor den Titel Kirchenlehrer.
Attribute: Tiara, Buch; Taube, Arme bedienend
Patron des kirchlichen Schulwesens, der Bergwerke; des Chor- und Choralgesanges; der Gelehrten, Lehrer, Schüler, Studenten, Sänger, Musiker, Maurer, Knopfmacher; gegen Gicht und Pest

Quelle: www.heiligenlexikon.de


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