09/29: Erzengel Michael, Gabriel und Raphael

Michael

Michael

Michael war nach der Überlieferung der Engel mit dem Schwert, der Adam und Eva aus dem Paradies trieb und den Lebensbaum bewachte (1. Mose 3, 23 – 24) und der Seth einen Zweig vom Baum der Erkenntnis reichte. Er zeigte Hagar, der von Abrahams eifersüchtiger Frau Sara vertriebenen Magd, die Quelle zur Rettung ihres und ihres Sohnes Leben (1. Mose 16, 7 – 12). Michael gilt als einer der drei Männer, die Abraham besuchten (1. Mose 18, 1 – 16), er hinderte Abraham, den == Isaak zu töten (1. Mose 22, 11 – 18), und er rang mit Jakob (1. Mose 32, 24 – 29). Michael teilte demnach das Rote Meer beim Auszug aus Ägypten (2. Mose 14, 19 – 22), führte das Volk Israel ins gelobte Land und kämpfte mit dem Teufel um die Seele von Mose.

Michael erschien den Jünglingen im Feuerofen bei Daniel und rettete sie (Daniel 3, 25 – 26), er stand Daniel in dessen Kampf gegen das Perserreich bei (Daniel 10) und für die Endzeit gilt die Verheißung: Zu jener Zeit wird sich Michael erheben, der große Eneglfürst, der die Söhne deines Volkes beschützt … Und in jener Zeit wird dein Volk errettet werden … Und viele von denen, die schlafen im Erdenstaube, werden erwachen. (Daniel 12, 1 – 2). Der starke Michael hielt auch Habakuk an den Haaren über der Löwengrube.

In den Darstellungen der Johannes-Offenbarung erfüllt Michael seine besondere Aufgabe beim jüngsten Gericht: seine Posaune erweckt die Toten aus den Gräbern, er befreit die Frau mit dem Kinde und tötet im endzeitlichen Kampf – gerüstet und mit großen Flügeln – den Drachen zu seinen Füßen (Offenbarung 12, 4 – 7). Michael wird auch als der Engel identifiziert, der den Drachen in den Abgrund stürzt (Offenbarung 20, 2 – 3); der Drache ist das Symbol der gottfeindlichen Mächte – Michael ist also der Engel, der gegen alles kämpft, was Gott seinen Rang streitig macht. Er wird nach Kommentaren zur Offenbarung beim Erscheinen des Antichrist auch diesen töten. So verhindert Michael die uneingeschränkte Herrschaft des Satans in der Zeit bis zum jüngsten Gericht und besiegt diesen dann endgültig.

Im Judasbrief (9) wird eine jüdische Legende zitiert, in der Michael mit dem Teufel um den Leichnam von Mose stritt. Der Teufel beanspruchte Mose für sich, weil er doch zum Mörder an dem Ägyptischen Aufseher geworden war (2. Mose 2, 12). Doch Michael widerspricht, entreißt dem Taufel den Leichnam und geleitet ihn gen Himmel. Cyrill von Jerusalem wagte in einer Predigt zu sagen: Als Christus auf die Erde zu den Menschen kommen wollte, erwählte der Vatergott eine gewaltige Kraft, die Michael hieß, und vertraute Christus ihrer Fürsorge an.

Michael wird oft als der Kämpfer dargestellt, der gleich zu Beginn der Schöpfung, noch vor der Erschaffung der Welt, Luzifer aus dem Himmel stürzte. Alter Tradition half er Josua beim Sieg Israels gegen die Amalekiter (2. Mose 17, 13). Michael gilt als der Seelengeleiter – darin ältesten Vorstellung vom ägyptischen Thot und von Hermes in der griechischer Mythologie entsprechend – und hält die Seelenwaage; noch heute wird er deshalb im Totenoffizium der katholischen Kirche angerufen mit der Bitte, dass der Bannerträger Sankt Michael die Seelen ins heilige Licht führe. Michael empfängt demnach die Seligen im Paradies, so wie Petrus an der Himmelspforte.

Michael war der Fürst der Synagoge und gilt als der Fürst der Kirche, er wird barmherzig und langmütig genannt, obwohl – oder gerade weil – er als der ranghöchste Engel gilt. Mit Raphael, Gabriel und Uriel ist Michael einer der vier Erzengel.

Schon Mitte des 5. Jahrhunderts weihte Papst Leo I. die Kirche S. Michele in Rom. Europas Ältestes Michaelsheiligtum ist Monte Sant’Angelo auf dem Gargano in Süditalien; im Jahr 490 soll der Erzengel den dort lebenden Menschen erschienen sein und verkündet haben: Diese Grotte ist mir heilig, ich habe sie mir erwählt, ich selbst will ihr Beschützer sein. Dort, wo sich der Fels öffnet, werden die Sünden der Menschen vergeben. Das über der Grotte erbaute Sanktuarium war eine wichtige Etappe der Pilger und Kreuzfahrer, die von Norditalien ins Heilige Land reisten. Michael war der Schutzherr des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Viele Kirchen und Bergkapellen sind ihm geweiht, die bekannteste ist vermutlich die der Überlieferung nach 709 unter Bischof Autbert von Avranches – angeblich auf Michaels Geheiß – auf dem Monte Tumba entstandene und dann nach ihm benannte Kirche Mont St-Michel in der Normandie auf einer Insel, die zuvor ein keltisches Heiligtum krönte. Die Normannenherzöge, die Michael als Kriegspatron verehrten, bauten die Kapelle in drei Phasen zum Kloster mit der heutigen Kirche aus und schufen das als Wunder des Abendlandes berühmte Bauwerk.

Während des 100-jährigen Krieges blieb die Insel normannisches Land, das von den Engländern nicht erobert werden konnte, und wurde zum nationalen Symbol für Frankreich. Im Spätmittelalter gab es eine Kinderwallfahrt zum Mont St-Michel, an der auch Kinder aus Süddeutschland und der Schweiz teilnahmen. König Ludwig XI. benützte das Kloster dann als Gefängnis für widerständische Mönche; diese Funktion bewahrte es auch vor Zerstörung in der französischen Revolution, bis 1853 blieb es Zuchthaus für politische Häftlinge. 1872 begann die Restaurierung, 1897 wurde sie abgeschlossen mit der Anbringung der goldenen Statue von Michael auf der Turmspitze. Seit 1966 gibt es wieder ein paar Mönche mit Gastrecht, seit 1984 gehört die Insel mit ihrem imposanten Bauwerk zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Michaels Fest wurde auf dem Konzil von Mainz 813 durch Ludwig den Frommen festgelegt auf die zuvor der Verehrung des germanischen Gottes Wotan gewidmeten Woche ab Herbstbeginn. In der Gegenreformation wurden Siegesdarstellungen von Michael vielfach gegen politische und religiöse Gegner verwandt. Die Gestaltung des Satans und der gefallenen Engel als hermaphroditische Monster bezichtigte dabei die protestantischen Gegner auch sexueller Ausschweifungen.

Als Wetter- und Lostag zum Ende des Vierteljahres war der Michaelistag den Bauern wichtig, vielerorts Anlass für Feste, am bekanntesten ist wohl der Dürkheimer Michaelismarkt, auch Wurstmarkt genannt. Seit 1969 wird zum Michaelistag auch der Erzengel Gabriel und Raphael gedacht.

Kantate zum Michaelis-Fest:
Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir!
Führt mich auf beiden Seiten,
dass mein Fuß nicht möge gleiten.
Aber lehrt mich auch allhier,
euer großes Heilig singen
und dem Höchsten Dank zu bringen.
Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir!
(Johann Sebastian Bach)

Attribute: Engel mit (flammendem) Schwert, mit Helm, als Ritter, Drachen durchbohrend
Patron von Neudenau an der Jagst; der katholischen Kirche; der Deutschen; der Ritter, Soldaten, Fallschirmjäger *, Kaufleute, Bäcker, Waagenhersteller, Eicher, Apotheker, Sanitäter, Drechsler, Schneider, Glaser, Maler, Vergolder, Blei- und Zinngießer, Bankangestellten und Radiomechaniker; der Armen Seelen, Sterbenden und der Friedhöfe; für einen guten Tod; gegen Blitz und Unwetter

Name bedeutet: Wer ist wie Gott?

Gabriel

Gabriel

Der Erz-Engel Gabriel wird auch als weibliches Wesen vorgestellt, dann ist sie der Engel der Verkündigung, der Auferstehung und der Gnade. Im Alten Testament richtete Gabriel den zu Boden gestürzten Daniel auf, erklärte ihm seine Geschichte und prophezeite ihm die Ankunft des Messias (Daniel 8, 16 und 9, 20 ff). Gabriel erschien Maria mit der frohen Botschaft von der bevorstehenden Geburt Jesu (Lukas­evangelium 1, 26). Auch die Erscheinung eines Engels bei Zacharias im Tempel, der ihm die Geburt seines Sohnes Johannes des Täufers verkündete (Lukas­evangelium 1, 11), die Engelsbotschaft an Joseph im Traum (Matthäus­evangelium 1, 20) und bei den Hirten in Bethlehem in der Heiligen Nacht (Lukas­evangelium 2, 9) wird in der Überlieferung Gabriel zugeschrieben.

Die Volksüberlieferung kennt Gabriel als den, der die – dabei stets protestierende – Seele aus dem Paradies holt und während der neun Monate der Schwangerschaft erzieht. Bei der Reform des liturgischen Kalenders der katholischen Kirche wurde 1969 der Gedenktag vom 24. März auf den 29. September verlegt.

Attribute: Lilie
Patron des Fernmelde- und Nachrichtendienstes; der Boten, Postboten, Postbeamten und Briefmarkensammler; gegen eheliche Unfruchtbarkeit

Name bedeutet: Gottes Held

Raphael und Tobias

Raphael und Tobias

Raphael gilt als Regent des zweiten Himmels, als Schutz-Engel für den Baum des Lebens im Paradiesgarten Eden, als einer der sieben Engel um Gottes Thron. Er habe Noah das Buch mit der Anleitung zum Bau der Arche gegeben. Im Äthiopischen Henoch – einem vom 3. bis 1. Jahrhundert v. Chr. entstandenen Buch jüdischer Welt- und Gottesbetrachtungen – gilt er als einer der vier Nothelfer, die über alle Krankheiten und Wunden der Menschenkinder gesetzt sind (Kapitel 1). Im Buch Sohar – der wichtigsten Schrift der mystischen jüdischen Kabbala aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. – ist er beauftragt, die Erde zu heilen, damit sie den Menschen Platz zum Leben bietet. Seine Figur ist eng mit der Geschichte des Tobias verbunden, dem er half den Fisch zu finden (Buch Tobit – eine der alttestamentlichen Spätschriften – 6, 2 – 9 und 16), mit dessen Herz und Niere die Hochzeit mit Sarah möglich wurde und dessen Galle den blinden Vater heilte (Tobit 11, 7 – 14). Nach rabbinischer Lehre preist und verkündet Raphael den zu erwartenden Messias.

Raphael wurde im Mittelalter zum Inbegriff des Schutzengels, dargestellt mit den sechs Flügeln der Seraphen; er gehört aber gleichzeitig zu den Cherubim. Er gilt als der freundlichste und lustigste in der Engelschar. Sein sonniges Gemüt hat er, weil er als Regent der Sonne gilt.

Für Anselm Grün ist Raphael nicht nur der Engel, der Wunden heilt, etwa die Besessenheit der Sara und die Blindheit des Tobit, sondern auch der Engel, der heilsame Beziehungen ermöglicht. Er führt den jungen Tobias ein in die Kunst des Lebens.

Raphaels Fest wurde in der katholischen Kirche früher an verschiedenen Tagen gefeiert, 1921 auf den 24. Oktober gelegt, 1969 auf den gemeinsamen Gedenktag mit Michael und Gabriel.
Attribute: Pilgerkleidung, Reiseutensilien
Patron der Kranken, Apotheker, Reisenden, Pilger, Auswanderer, Seeleute, Dachdecker und Bergleute; gegen Augenleiden und Pest

Name bedeutet: Heiler mit Gottes Hilfe
Quelle: www.heiligenlexikon.de


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