10/06: Bruno der Karthäuser
La Grande Chartreuse
Einsiedler, Ordensgründer
* um 1035 in Köln in Nordrhein-Westfalen
† 6. Oktober 1101 im Kloster Santa Maria dell’Eremo im Tal La Torre beim heutigen Serra San Bruno in Italien
Bruno entstammte einer niederrheinischen Adelsfamilie. Er studierte in Köln und in Reims, wo er einen Lehrauftrag erhielt und 1057 zum Leiter der Domschule ernannt wurde. Er war als Lehrer ein getreuer Interpret von Augustinus und ein Vorbild, von dem seine Schüler – unter anderem auch der spätere Papst Urban II. – begeistert waren. Die angestrebte Wahl zum Erzbischof von Reims scheiterte 1067, weil ein Mitbewerber das Amt erkaufte; 1075 wurde er immerhin Kanzler des Erzbistums. Immer mehr widerstand er nun aber den von seinem Erzbischof Manasses I. gebrauchten Praktiken der Simonie, der deshalb – nach einer Reise zum Papst in Rom, von der er bestärkt zurückkehrte – Bruno aller Ämter enthob. Bruno lebte selbst in strenger Askese. Gregor VII. forderte schließlich 1080 die Kleriker von Reims doch zur Wahl eines neuen Erzbischofs auf, aber wieder bekam ein anderer, ein Günstling des Königs, das Amt übertragen.
Als ein berühmter Lehrer der Philosophie bei der Beerdigung sich aus dem Sarg erhoben und schreiend seine Verdammnis beklagt habe, soll dieser Vorfall Bruno veranlasst haben, sein Kanonikat 1080 niederzulegen. Er zog sich 1082 in ein einsames Gebiet nahe bei Molesme zurück, wo Robert gerade seinen Zisterzienserorden gegründet hatte. 1084 ging er mit sechs Begleitern in die Cartusia genannte Wildnis bei Grenoble, wo ihm sein früherer Schüler Bischof Hugo von Grenoble Land anwies. Bruno gründete ein kleines Bethaus mit sechs einzelnen Zellen; absolutes Schweigegebot, Verständigung nur durch Zeichen und Zusammenkunft nur zur nächtlichen Stunde mit Gregorianischen Chorälen und zur Messe bildeten die Regel in der neuen Einsiedelei, die später La Grande Chartreuse genannt wurde. Angeregt von den Wüstenvätern in der Tradition von Antonius und von Hieronymus sowie von Benedikt von Nursia, teilte Bruno den Tageslauf in Gebet und Arbeit ein – echter Handarbeit wie auch geistiger Arbeit, worunter besonders das Abschreiben von Büchern verstanden wurde. 1084 entstand daraus der Kartäuserorden.
Sechs Jahre lang konnten sie ungestört das Leben in Einsamkeit und Stille führen in der Grande Chartreuse, bis Bruno von seinem ehemaligen Schüler Papst Urban II. 1089 aufgeordert wurde, als Berater zu ihm nach Rom zu kommen. Bruno kam dieser Aufforderung nur widerwillig nach und wies standhaft die Belehnung mit dem Bistum Reggio ab. Der Fortgang des Gründers ließ die Gemeinschaft zunächst zerfallen, 1090 konnte sie wieder neu gebildet werden. Einer sagenhaften Überlieferung zufolge soll der Papst ihm in Rom die Kirche S. Cyriakus – die heutige Kirche S. Maria degli Angeli – in den Diokletiansthermen angewiesen haben, wo dann 1561 Papst Pius IV. die Kartäuser ansiedelte.
Bruno begleitete Papst Urban II. 1090 auf der Flucht vor dem drohenden Ansturm des Kaisers Heinrich IV. nach Capua, später nach Salerno. Als ihm das Erzbistum Reggio angeboten wurde, lehnte Bruno ab und wurde vom Papst wieder ins Einsiedlerdasein entlassen. Er erhielt Land von == Roger von Sizilien, dem er im Traum erschienen war, um ihn vor einem Verrat zu warnen; darauf gründete Bruno wohl 1091 das erste große Kartäuserkloster S. Maria dell’Eremo im Ort La Torre bei Squillace, einer Einsiedelei in der Wildnis von Kalabrien, die unter dem Patronat von Maria stand. Hier verbrachte er seine letzten Lebensjahre als Abt. Kurz nach seinem ersten Kloster gründete in der Nähe das Kloster San Stefano del Bosco im heutigen Serra San Bruno.
Bruno wurde in seinem Kloster San Stefano del Bosco in Serra San Bruno bestattet, 1122 aber nach Santa Maria im selben Ort überführt, wo sein Leichnam zahlreiche Wunder gewirkt haben soll. In Kalabrien verehrte man ihn deshalb bald wie einen Heiligen. Während Hugo von Grenoble seit 1135 in La Grande Chartreuse gefeiert wurde, blieb der eigentliche Gründer des Kartäuserordens mehrere Jahrhunderte lang nur der Magister Bruno. Der Kartäuserorden wurde 1176 vom Papst anerkannt.
Kanonisation: Bruno wurde nie formell heilig gesprochen, die Verehrung wurde aber 1514 von Papst Leo X. für den Orden und 1622 von Papst Gregor XV. für die ganze Kirche anerkannt. Erst durch Papst Clemens X. erhielt das Fest 1674 allgemeine Verbindlichkeit.
Attribute: Buch, Totenkopf, Kruzifix, dessen Enden in Blätter ausschlagen, sieben Sterne – sie deuten auf die schweigende Einsamkeit seines Ordens
Patron der Besessenen; gegen Pest
Quelle: www.heiligenlexikon.de