10/15: Theresa von Ávila

Teresa von Avila

Ordensfrau, Ordensgründerin, Mystikerin, Kirchenlehrerin
* 28. März 1515 in Ávila in Spanien
† 4. Oktober 1582 in Alba de Tormes bei Salamanca in Spanien

Teresa Sánchez de Cepeda y Ahumada wurde als drittes von zwölf Kindern in einer adligen Familie geboren; ihr Vater war als Jude geboren und 1485 mit seiner Familie zum Christentum konvertiert. Das wissbegierige, temperamentvolle und fröhliche Kind wurde von der Mutter fromm erzogen, auf Veranlassung des Vaters lernte sie Lesen und Schreiben. Der Überlieferung nach wollte sie schon im Alter von sieben Jahren zusammen mit ihrem Bruder den Märtyrertod im Kampf gegen die Mauren sterben, im Alter von zwölf Jahren widmete sie ihr Herz nach dem Tod ihrer Mutter der Gottesmutter Maria. 1530 kam Teresa zur weiteren Erziehung ins Kloster der Augustinerinnen ihrer Heimatstadt, nach zwei Jahren kam sie aus gesundheitlichen Gründen in ihre Heimat zurück. 1535 entschloss sie sich unter dem Eindruck der Briefe von Hieronymus und nach eigener Aussage aus Angst vor der Ehe und der damit verbundenen Diskrimierung der Frau und aus Angst vor der Hölle zum Eintritt in den Orden der Karmelitinnen in Ávila Der Abschied von der Welt war ihr, so sagte sie später, als trennte sich jeder einzelne Knochen extra.

Nach einem Jahr im Kloster brach Teresa zusammen, lag einige Tage im Koma und fiel vier Tage lang in eine Art Starre, so dass man sie für tot hielt, ihre Augen bereits mit Wachs verschlossen hatte und sie beinahe lebendig begraben hätte. Sie blieb noch lange gelähmt und konnte auch drei Jahre später noch nicht selbst gehen. Teresa hatte danach erste mystische Visionen; mit Standhaftigkeit überwand sie weitere schwere Krankheiten, Schmerzen und seelische Prüfungen. 1539 kam es vor einem Bild mit dem leidenden Christus zu einer Bekehrung und weiterer Vertiefung ihrer Innerlichkeit; in ihrem Kloster und von der Ordensleitung wurde sie aber oft nicht ernst genommen, ja bekämpft. Der Tod ihres Vaters 1543, die Lektüre der Confessiones von Augustinus und eine weitere Begegnung mit Christus führten sie 1554 zur – wie sie es nannte – endgültigen Bekehrung: der existentiellen Erfahrung, von Gott so sehr geliebt zu werden. In Franz de Borja fand sie einen verständigen Förderer. 1556 feierte sie ihre geistige Verlobung mit Christus, 1557 wurde der Jesuit Balthasar Álvarez ihr Seelenführer.

In den folgenden Jahren wurde Teresas Berufung immer deutlicher; aus dem innigen Gespräch mit den Engeln wuchsen ihr Kraft, Weisheit und Liebe, die sie so berühmt machten. 1560 erlebte sie Visionen der Hölle, die ihren Wunsch nach Vollkommenheit noch verstärkten. Unter größten Schwierigkeiten und Anfeindungen ihrer Ordensschwestern setzte sie die Reform des Karmeliterordens durch – in Erinnerung an die Einsiedler auf dem Berg Karmel und in Anlehnung an die Reformen bei den Franziskanern, die ihr neuer Beichtvater Petrus von Alcántara dort durchgeführt hatte. Nach Widerständen im eigenen Orden und einer Zeit in Toledo, wo sie ihre Autobiographie zu schreiben begann, erfolgte 1562 mit Genehmigung des Papstes und des Ortsbischofs die Gründung eines Reformklosters in Ávila: der Orden der unbeschuhten Karmelitinnen mit strengster Klosterzucht war geboren. Teresas fügte ihrem Namen den Ordensnamen von Jesus hinzu.

Teresa konnte sich gegen Widerstände ihrer Mitschwestern, der Ordensleitung und auch weltlicher Behörden behaupten; der päpstliche Nuntius Felipe Sega hatte sie ein herumvagabundierendes Weib genannt. Ab 1567 konnte sie vier weitere Klöster nach den neuen Regeln eröffnen, dann lernte sie 1568 Johannes vom Kreuz kennen und gründete zusammen mit ihm weitere Reformklöster für Frauen und für Männer; insgesamt 15 Frauenklöster gehen auf ihr Wirken zurück und 16 Männerklöster, dazu eine Missionsstation; dies sollten Orte sein, um der in Europa durch den Protestantismus bedrängten Kirche zu helfen und um für die Indios in Lateinamerika zu beten, anstatt mit Waffen gegen sie zu kämpfen; in ihrem Buch der Gründungen berichtete sie später darüber. Da diese Reformklöster immer noch dem Karmelitenorden unterstellt waren, gab es immer wieder Schwierigkeiten; erst 1581 wurde durch päpstliche Anordnung die Trennung der beiden Zweige und die Eigenständigkeit der unbeschuhten Karmeliten als eigener Ordensprovinz anerkannt – nach Teresas Tod, 1593, wurde ein selbstständiger Orden daraus.

Ihre Schriften bezeugen Teresa als Mystikerin von einer nie zuvor oder danach erreichten Tiefe des Erlebens. In ihrem ersten Werk, der Autobiografie Buch meines Lebens von 1565, beschreibt sie ihren Weg bis zur endgültigen Bekehrung 1554, ihre mystischen Erfahrungen, Verzückungen, Visionen und schließlich die erste Klostergründung. Edith Stein bekannte nach der Lektüre dieses Buches: Das ist die Wahrheit. 1566/67 verfasste Teresa ihr Schrift Der Weg zur Vollkommenheit als Handbuch für das Leben in ihren Klöstern, das von Liebe, innerer Freiheit und Demut sowie – wie der zweite Teil lehrt – vom Gebet geprägt sein soll; eine erste Buchfassung musste sie erneuern, weil sie darin die Inquisition und die Unterdrückung der Frau in Kirche und Gesellschaft kritisiert hatte.

Das Buch der Gründungen, entstanden 1573 bis 1582, berichtet von der Gründung der neuen Klöster und enthält Ausführungen über das Gebet. 1577 schrieb Teresa Die Seelenburg, das Buch von den Wohnungen der inneren Burg, eine Anleitung zum geistlichen Weg am Beispiel von sieben Wohnungen in einer Burg, wo der Mensch durch Gottes Handeln zur Vollendung kommt – ein Klassiker der Weltliteratur. Eine große Zahl weiterer Werke, dazu von schätzungsweise 16.000 geschriebenen Briefen mehr als 400 erhaltene, begründen das ihr zugemessene Prädikat Doctrix mystica: Teresa gilt als größte Mystikerin aller Zeiten *, sie hat in der Mystik dieselbe Bedeutung wie Thomas von Aquin in der Dogmatik, so der französische Bischof Jacques Benigne Bossuet schon Ende des 17. Jahrhunderts. Auf einer Visitationsreise starb sie im von ihr gegründeten Kloster in Alba de Tormes, froh, nicht als Häretikerin aus der Kirche ausgeschlossen worden zu sein.

In ihrem Buch der Erbarmungen des Herrn beschreib sie eine mystische Erfahrung, die als Transverberation, Durchbohrung des Herzens, berühmt geworden ist und von Lorenzo Bernini in seiner Marmorstatue dargestellt wurde: Ich sah neben mir, gegen meine linke Seite zu, einen Engel in leiblicher Gestalt … Er war nicht groß, sondern klein und sehr schön … In den Händen des mir erschienenen Engels sah ich einen langen, goldenen Wurfpfeil, und an der Spitze des Eisens schien mir ein wenig Feuer zu sein. Es kam mir vor, als durchbohre er mit dem Pfeil einigemal mein Herz bis aufs Innerste, und wenn er ihn wieder herauszog, war es mir, als zöge er diesen innersten Herzteil mit heraus. Als er mich verließ, war ich ganz entzündet von feuriger Liebe zu Gott.

Gott war für Teresa nicht eine ferne, hohe Macht, sondern der Mensch Jesus, zu dem sie eine innige Freundschaft pflegen konnte. Beten ist nicht nur Gebet mit Worten, sondern als inneres Gebet Verweilen bei einem Freund, der uns liebt. Das Streben zur Vervollkommnung aus eigener Kraft führe beim Scheitern zu Neurosen, beim Gelingen zu pharisäerhaftem Stolz; Gottes Vergegenwärtigung durch inneres Beten aber eröffne das Zutrauen, dass Gott dem Menschen die Vollkommenheit schenkt – die Nähe zur Rechtfertigungslehre der Reformation ist deutlich.

Teresas Leib wurde in der Erde bestattet, war aber bei der Erhebung der Gebeine nach zwei Jahren noch völlig unverwest. Jetzt ruhen sie in einem kostbaren Schrein in der Klosterkirche von Alba de Tormes, das bis heute einer der meistbesuchten Wallfahrtsorte in Spanien ist. 1898 wurde mit dem Bau einer ihr geweihten Basilika begonnen, die aber aus Geldmangel noch immer unvollendet ist. Zum 400. Jahrestag der Seligsprechung 2014 oder zum 500. Geburtstag 2015 soll die Basilika nun fertig werden.

Da Teresas Todestag bereits Gedenktag für Franziskus von Assisi war, legte man bei ihrer Heiligsprechung den Gedenktag auf den Tag danach – also eigentlich auf den 5. Oktober; in ihrem Todesjahr wurde aber der neue gregorianische Kalender eingeführt, was zur Datumsverschiebung um weitere 10 Tage führte.

Kanonisation: Bereits 1614 wurde Teresa selig gesprochen, 1617 zur Patronin von Spanien ernannt. 1622 wurde sie heilig gesprochen, 1970 von Papst Paul VI. zur Kirchenlehrerin ernannt.
Attribute: mit Buch, Herz mit Inschrift IHS, Engel, Taube, Dornen
Patronin von Spanien, Ávila, Alba de Tormes und Neapel; der Bortenmacher und spanischen Schriftsteller; in geistlichen Nöten; um die Gnade, beten zu können; für ein innerliches Leben; gegen Kopf- und Herzleiden
Quelle: www.heiligenlexikon.de


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