Adventsgedanken: Als Familie sein in der Gnade Gottes

Wir Familien, vielleicht besonders wir christlichen Familien mit einem brennenden Herzen, stehen in der Gefahr, zu viel zu „Tun“ – auch wenn es für das Reich Gottes ist.

Die Anforderungen an das eigenen Ehe- und Familienleben in der Welt von heute sind sehr groß und wir sind gewohnt, in einer Grundhaltung des Tuns zu leben – oft bis hin zu einem gewissen Aktionismus. Ich kenne das sehr gut von mir selber …

Wenn wir aber tiefer schauen, auch in den Himmel hinein, dann ist das nicht die wesentlichste Ebene. Ein Kind tut nichts, es empfängt und lebt das „Sein“. Auch im Himmel werden wir nicht mehr „Tun“, sondern „Schauen“. Es ist dies eigentlich die tiefste geistliche Lebensdynamik, die in uns nach und nach geboren werden soll – das Leben als „Kind Gottes“ in einer kontemplativen Lebensgrundhaltung. Damit will ich auch sagen: Wir strahlen das aus, was wir sind – vielmehr als das, was wir tun.
Wir Familien von heute (auch die christlichen Familien) müssen neu lernen, als Familie zu „sein“. Das bedeutet einen Weg zu gehen, auf dem man wahr wird, sich wahrhaftig miteinander konfrontiert und so immer mehr in die Tiefe wächst. Man entdeckt den anderen dann viel mehr mit allem Reichtum, aber auch mit allen Wunden, Leiden, Blockaden, etc. Es geht um einen stetigen Umkehrprozess – um ein Lieben, Leiden, Vergeben und Mitarbeiten mit der Gnade Gottes. So entsteht aus diesem Weg der Heilung mit Gott heraus eine immer tiefere Einheit im Ehepaar und die ganze Familie wird zu einem realen Zeichen der Liebe Gottes, welches wirklich anregt und evangelisiert.

Advent_Kinder

Wir wissen das selbst: Dazu braucht es viel Zeit mit Gott, viel Gespräch im Ehepaar, real vorhandenen Räume für die Kinder – aber alles Tun im Sinne des Apostolates wird dann zu einem „Überfließen“ des eigenen Weges. Letztlich können wir nur so auf Dauer gesund und fruchtbar mit Christus mitarbeiten – haben ein genug breites und tiefes Fundament, um für andere Familien da zu sein. Das hängt natürlich auch mit dem Ruf Gottes an uns als Ehepaar zusammen: Was genau sollen wir für andere Familien tun und was sollen wir nicht tun? Die Frage der „Prioritäten“ bzw. einer „gesunden Lebensordnung“ scheint mir hier immer zentraler: zuerst Gott und die eigene Person, dann der Ehepartner, dann die Kinder und dann der Beruf und der Rest.

In diese Richtung müssen wir die Familien führen – man kann sehr viel Hören, aber das Wesentliche geschieht durch den steinigen Weg des „nach unten Gehens“. Gott selber steigt ja unentwegt hinunter, um uns von ganz unten her anzunehmen und so alles neu emporzuheben. Die Mittel sind – sehr einfach gesagt – Zeit für Gebet und Gespräch.

Diakon Ing. Stefan Lebesmühlbacher

 


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