12/17: Lazarus von Bethanien

Lazarus

Lazarus war der Bruder von Maria und Martha, ein Freund Jesu. Als Jesus erfuhr, dass Lazarus gestorben war, weinte er über dessen Tod; als Jesus nach vier Tagen nach Bethanien – dem heutigen Al’Ayzariyah / Eizariya – kam, wurde Lazarus von ihm von den Toten auferweckt (Johannes­evangelium 11, 1 – 45). Lazarus nahm dann am Festmahl im Haus von Simon dem Aussätzigen teil, viele Leute kamen, um den Geretteten zu sehen (Johannes­evangelium 12, 1 – 3). Von Lazarus spricht auch Jesu Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus (Lukas­evangelium 16, 19 – 31).

Eine Legende des Hochmittelalters macht Lazarus zum Herzogssohn, der auf alle Eitelkeit der Welt verzichtete. Die Juden gaben ihm demnach zusammen mit seinen Schwestern und mit seinen Freunden Maximin und Cedonius auf einem Schiff ohne Ruder und Segel dem Wind und den Wellen auf dem Meer preis. Das Schiff landete in Marseille, wo Lazarus zum Bischof gewählt wurde. Andere Legenden lassen ihn unter Kaiser Claudius, der von 41 bis 54 regierte, friedlich entschlafen; wieder andere erzählen, dass er unter Domitian, der von 81 bis 96 regierte, bedroht und zum heidnischen Opfer vergeblich aufgefordert, dann geschleift und in den Kerker geworfen wurde, wo ihm Christus erschien und ihn ermutigte, ehe er enthauptet wurde.

In Bethanien – das später nach ihm Lazarion genannt wurde, dieser Name ist im arabischen Al’Ayzariyah / Eizariya bewahrt – ist ein Lazarus-Grab schon im 4. Jahrhundert bezeugt: an dieser Stelle habe er die vier Tage bis zu seiner Auferweckung gelegen. Am Samstag vor Palmsonntag findet jährlich eine Prozession von Jerusalem nach Bethanien statt; auch in Frankreich, Spanien und Italien wurdesein Fest früher am Palmsonntag begangen. Lazarus ist schon in den frühesten Darstellungen der Katakombenmalerei und auf den frühchristlichen Sarkophagen als Symbol für die den Tod überwindende Kraft besonders häufig dargestellt.

Die in allen Kulturen verbreitete Vorstellung vom Todesengel, der die Menschen beim Sterben begleitet und in der jenseitigen Welt willkommen heißt, wird im Christentum mit Lazarus verbunden: als der Arme starb wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen (Lukas­evangelium 16, 22). Im Antiphon eines Requiems findet sich traditionell die Bitte: Der Chor der Engel soll dich empfangen, und mit Lazarus, dem vormals armen, sollst du ewige Ruhe finden.

Anderen Legenden zufolge war Lazarus nach seiner Auferweckung nach Kítion – dem heutigen Lárnaka – auf Zypern umgesiedelt. Als Paulus zusammen mit Barnabas nach Zypern kam, traf er Lazarus und setzte ihn als Bischof ein; so wurde er der erste Bischof der Stadt. 890 fand man dort einen Sarkophag mit der Aufschrift Lazarus, der Freund Christi; unter Kaiser Leo VI. – er regierte von 886 bis 912 – wurde über der Fundstelle eine Lazarus geweihte Kirche errichtet, heute die Hauptkirche von Lárnaka. Der Sarkophag in der Krypta ist inzwischen leer, die Gebeine wurden 898, also schon bald nach ihrer Entdeckung, nach Byzanz – dem heutigen Ístanbul – gebracht und von dort durch Kreuzfahrer im Jahr 1204 nach Marseille verschleppt. Darauf zurück gehen die Legenden von Lazarus als Bischof von Marseille; diese Reliquien verehrt man heute in Autun.

Am Samstag vor Palmsonntag feiert die orthodoxe Kirche den Lazarus-Samstag, in Lárnaka ist er mit einem großen Kirchweihfest verbunden. An diesem Tag wird die Urne, die angeblich Lazarus‘ Kopf enthält, auf den Schrein gestellt, in dem sie das Jahr über aufbewahrt ist, so dass die Gläubigen sich unter den Baldachin des Schreins beugen und die Urne küssen können. Seit 1965 wird an diesem Tag auch wieder die Ikone in feierlicher Prozession durch die Straßen getragen; man hatte in Lárnaka lange gezögert – es hieß, sie brächte Unglück über alle Kinder unter sieben Jahren, die sie zufällig sehen würden. Noch heute gehen die Einheimischen mit diesen Kindern nicht hinunter in die Krypta mit dem Grab des Lazarus; auch Hochzeiten werden in der Lazarus-Kirche nur selten gefeiert, weil sie frühen Tod oder baldige Scheidung bringen sollen.

Bis zur Reform des Heiligenkalenders war der katholische Gedenktag am 17. Dezember.

Bereits um das Jahr 370 wurden in einem Spital vor den Mauern der Stadt Jerusalem Leprakranke von einer christlichen Bruderschaft des Lazarus gepflegt. Im 12. Jahrhundert wurde die Bruderschaft im Zuge des 1. Kreuzzuges in einen christlichen Ritterorden, den Lazarusorden, umgewandelt. Auf das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus bezogen sich auch die ab 1624 gegründeten Aussätzigen-Krankenhäuser des Lazaristen-Missionsordens des Vinzenz von Paul mit der späteren Bezeichnung Lazarett, die sich auf die Krankenstationen des Militärs übertragen hat.

Patron der Metzger; der Totengräber, Bettler, Aussätzigen und der Leprosenhäuser

Quelle: www.heiligenlexikon.de


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