12/25: Weihnachten

Anbetung

Wiegenlied

Da droben auf dem Thurme
Da wehet der Wind,
Da wieget im Sturme
Der Adler sein Kind.

Hier unten im Thurme
Hier wehet kein Wind,
Hier betet die Mutter
Und wieget ihr Kind,

Und hat von der Wiege
Zur Krippe ein Band,
Von Glaube und Hoffnung
Und Liebe gespannt.

Weit über die Meere
Die Sehnsucht sie spinnt,
Dort sitzet Maria
Und wieget ihr Kind.

Die Engel, die Hirten,
Drei König und Stern,
Und Öchslein und Es’lein
Erkennen den Herrn.

Wohl über dem Monde
Und Wolken und Wind
Mit Zepter und Krone
Steht Jungfrau und Kind.

Hier unten ward’s Kindlein
Am Kreuz ausgespannt,
Dort oben wiegt’s Himmel
Und Erd’ auf der Hand.

Komm mit, laß uns fliegen
Zu Maria geschwind
Komm mit! Und lern biegen
Dein Knie vor dem Kind,

Komm mit! Schnür Dein Bündlein,
Schon führet die Hand
Maria dem Kindlein,
Es segnet das Land.

Clemens Brentano (1778-1842)

 

Jesu Geburt

Das Christfest ist das jüngste Christusfest der Kirche, es wurde zunächst am 6. Januar gefeiert (=> Epiphanias). Das Lukasevangelium erzählt, dass Maria ihren ersten Sohn gebar und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil sie in der Herberge keinen Platz fanden (2, 7).

Im Volksmund hat sich für dieses Fest der Name Weihnachten durchgesetzt. Die Herkunft des Begriffes ist umstritten; der früheste Beleg stammt aus dem Jahr 1190 in einem Text des bayerischen Minnesänger Herger (Spervogel I):
Er ist gewaltic unde starc,
der ze wîhen naht geborn wart.
daz ist der heilige Krist,
jâ lobt in allez, daz dir ist.
(Minnesangs Frühling VII. IV; 1.1-4).
Das Grimm’sche Wörterbuch nennt aus der gleichen Zeit eine parallele Formulierung: diu gnâde diu anegengete sih an dirre naht: von diu heizet si diu wîhe naht, Die Gnade kam zu uns in dieser Nacht: deshalb heißt sie nun Weihnacht. Die wîhen naht wird dabei als Übertragung des lateinischen nox sancta, heilige, geweihte Nacht, verstanden. In den romanischen Sprachen entwickelte sich daraus natale, navidad oder noel.

Andere Quellen weisen darauf hin, dass der Begriff heidnischen Ursprungs ist: Sebastian Franck schreibt in seiner Germaniae chronicon 1538: das dieser heydnisch nam [Ostern] und standt nicht von Petro, sonder von den heyden in das christenthumb ist kommen, wie auch die fasznacht, weinnacht etc. * So begründet sich die These, dass das Wort Bezug nimmt auf die Raunächte, die 12 Nächte, die mit der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember beginnen und in denen damals die germanischen Priester, die Druiden, Weihehandlungen vornahmen, um die Menschen vor dem Zugriff der Finsternis, dem Lebensbereich der Dämonen, zu schützen. Luther dachte an wiegen und sprach von Wygenachten, da wir das kindlein wiegen **. Von Theodor Storm stammt dann das Verb: Es weihnachtet sehr ***. Das Wort Weihnachten soll heute christlich die durch die Geburt Jesu geweihte Nacht bezeichnen.

Sicher auf vorchristliche Ursprünge zurück geht der heutige Termin des Festes. Die Germanen feierten damals ihr Mittwinterfest oder Julfest, das zugleich ein Toten- und Fruchtbarkeitsfest war. Im vorderasiatischen Mithraskult wurde an diesem Tag die Geburt des indischen Lichtgottes gefeiert. Bei den Ägyptern wurde mit dem Isiskult die Geburt des Horus auf diesen Tag gelegt. Die Römer begingen an diesem Tag feierlich ihre Saturnalien zu Ehren des Gottes Saturn, des unbesiegbaren Sonnengottes – im julianischem Kalender fiel die Wintersonnenwende auf den 25. Dezember. Kaiser Aurelian (270 – 275) hatte den 25. Dezember als Geburtstag des Sol Invictus, des Unbesiegten Sonnengott feiern lassen. In der Zeit der längsten Nächste des Jahres hatten die Menschen das Gefühl, den dämonischen Mächten besonders ausgesetzt zu sein; deshalb wurde die Zeit nach der Wintersonnenwende, wenn die Tage wieder länger werden, zur besonderen Festzeit, in der der Sieg der Sonne des Lichtes über die Finsternis gefeiert wurde. Die Christenheit, die Jesus als das Licht der Welt (Johannesevangelium 8, 12) verkündigt, hat so die römische Tradition übernommen. Clemens von Alexandria sagte von Christus, er sei die Sonne der Auferstehung.

Schon Gegenpapst Hippolyt versuchte ums Jahr 217, all diese Kulte damit zu beseitigen, dass er das Fest der Geburt Christi auf den 25. Dezember verlegte. Durchsetzen konnte dies aber erst Papst Liberius im Jahr 354: der 25. Dezember wird erstmals ausdrücklich vom Kalligraphen Furius Dionysius Filocalus im Chronographus anni 354 genannt, einem Handbuch, in dem sich Verzeichnisse der römischen Konsulen, Stadtpräfekten und Bischöfe, eine Ostertafel, eine Weltchronik, eine Stadtchronik und Beschreibung der Stadt Rom, ein Kalender und ein Verzeichnis der Gedächtnistage der römischen Bischöfe und Märtyrer befindet, wobei Teile wohl der aus dem Jahre 334 stammenden Weltchronik des Hippolyt entnommen sind.

Von Rom aus hat sich die Tradition schnell ausgebreitet: Bereits 360 wurde das Fest der Geburt Jesu in Nordafrika, um 370 in Oberitalien, ab 375 im Orient, nach 380 in Spanien gefeiert. Zum Dogma wurde der Termin als Geburtstag Christi im Jahr 381 auf dem 1. Konzil von Konstantinopel erklärt. 562 wurde die Einweihung der Hagia Sophia in Konstantinopel – dem heutigen Istanbul – in der Weihnachtsnacht gefeiert. Im 7./8. Jahrhundert setzte sich dieser Festtag auch in Deutschland durch, die Synode von Mainz erklärte 813 diesen Tag offiziell zum festum nativitas Christi. Mit ihm begann damals das Kalenderjahr; der 1. Januar wurde erst mit Einführung des Gregorianischen Kalenders im 16. Jahrhundert zum Jahresbeginn. Der 25. Dezember blieb der Tag der Feier der Geburt Christi, obwohl seit Einführung des gregorianischen Kalenders die Wintersonnwende am 21. Dezember ist.

Krippenreliquie

Seit dem 4. Jahrhundert gab es in Katakomben Malereien mit dem Kind zwischen Ochs und Esel, teilweise auch mit Hirten. Erst später kamen Bilder, auf denen auch Maria und die Weisen zu sehen sind. Im 7. Jahrhundert wurde in der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom eine Holzkrippe aufgestellt, in Italien waren Krippen um 1478 weit verbreitet, nach Deutschland kamen Krippen Mitte des 16. Jahrhundert durch den Jesuitenorden. 1537 sind Krippen zum Weihnachtsfest nachgewiesen in Brügge in Belgien, 1562 in Böhmen, 1595 in Japan, 1599 in Ostindien, 1601 in Altötting, 1607 in München.

Die Sitte, grüne Tannenzweige ins Haus zu stellen, tauchte erstmals 1494 in Sebastian Brants Narrenschiff auf. Aus dem Jahr 1535 ist überliefert, dass in Straßburg kleine Eiben, Stechpalmen und Buchsbäumchen verkauft wurden, die in den Stuben aufgehängt wurden; 1605 soll es einen mit Äpfeln geschmückten, aber noch kerzenlosen Weihnachtsbaum in Straßburg gegeben haben. 1597 schmückte die Handwerkerzunft von Bremen erstmals einen Christbaum zur Weihnachtszeit. 1611 soll in Schlesien der erste kerzengeschmückte Tannenbaum im Schloss der Herzogin Dorothea Sybille von Schlesien gestanden haben. Im 18. Jahrhundert verbreitete sich die Sitte, einen Tannenbaum aufzustellen; so berichtete Lieselotte von der Pfalz 1708 von einem Buchsbäumchen mit Kerzen. Goethe lernte den Weihnachtsbaum 1770 in Straßburg kennen, in Berlin soll der erste Weihnachtsbaum um 1780 aufgetaucht sein. Für das Jahr 1813 werden erste Weihnachtsbaüme aus Wien gemeldet, 1815 aus Danzig. Schnell breitete sich der Brauch weltweit aus, man schmückte die Bäume mit Papierrosen, Oblaten, Dörrobst, Äpfeln, Zuckerstücken usw., erst später auch mit Kerzen. Nach Amerika kam der Weihnachtsbaum durch die deutschen Auswanderer, 1891 wurde erstmals ein Lichterbaum vor dem Weißen Haus in Washington aufgestellt.

Bereits um 1450 beschenkte man Kinder in Konstanz am Weihnachtstag, die Bescherung war aber eigentlich mit dem Tag des Nikolaus verbunden. Die Bauern bezogen Tiere und Bäume in das Brauchtum mit ein, sie erhielten Äpfel, Nüsse, Brot als Leckerbissen. Lebkuchen haben ihren Namen aus dem Althochdeutschen, leb bedeutet Heil-, Arzneimittel; die Klöster hatten früher Gärten mit Heilkräutern, das daraus bereitete Gebäck aus besonders wohlschmeckenden Heilkräutern und -säften wurde am Christfest von den Klöstern als Lebkuchen verteilt. Pfeffernüsse wurden mit dem früher sehr teuren orientalischen Gewürz gebacken, man konnte sie sich nur zu einem besonderen Fest leisten.

Die Reformierten Kirchen lehnten das Weihnachtsfest früher als Brauchtum, das nichts mit Christus zu tun hat, ab. Lutherische Christen bestehen auf dem Namen Christfest, weil die Bezeichnung Weihnachten undeutlich ist. Die östlichen Kirchen stellten seit jeher die Theophanie, die Erscheinung Gottes, am 6. Januar in den Mittelpunkt; dieser Gedenktag ist Älter als das Weihnachtsfest. Gregor von Nazianz unterschied in den Jahren 380 und 381 erstmals Epiphanias als Fest der Taufe Jesu von Weihnachten mit dem Schwerpunkt der Geburt. Antiochien übernahm kurze Zeit später das Weihnachtsfest, wie ein Predigt von Johannes Chrysostomos aus dem Jahre 386 belegt. Die Jerusalemer Kirche lehnte das Weihnachtsfest bis ins 6. Jahrhundert ab, die Armenische Kirche hat es bis heute nicht übernommen und hält am 6. Januar fest. Die Orthodoxen Kirchen mit gregorianischem Kalender feiern Weihnachten am 25. Dezember; auch die Orthodoxen mit julianischem Kalender feiern an ihrem 25. Dezember, dem 7. Januar gregorianischer Rechnung. Am Sonntag nach Weihnachten feiert die katholische Kirche das Fest der Heiligen Familie.

Die katholische Kirche gewährt demjenigen Gläubigen Teilablass, der an einer öffentlich abgehaltenen Gebetsnovene zur Vorbereitung auf das Fest der Geburt des Herrn teilnimmt.

Im orthodoxen Griechenland wird am 24. Dezember mit dem Singen der Kalanda die Weihnachtszeit eingeläutet. Kinder ziehen von Haus zu Haus, singen und überbringen Segenswünsche. Am Abend des 24. Dezember entzündet man ein zwölf Tage brennendes Weihnachtsfeuer, das die Kalikantzeri fernhalten – die verfressene Kobolde, die in der Weihnachtszeit von den Düften der Festtagsvorbereitungen unter der Erde hervorgelockt werden und dann ihr Unwesen treiben. Am 25. Dezember feiern die Griechen nach dem Kirchgang im Kreis ihrer Familie. Als traditionelles Weihnachtsgebäck gibt es Kourambiedes, Butterplätzchen mit Mandeln und viel Puderzucker, und Melomakarona, ein Gebäck mit Honigsirup. Während der Weihnachtszeit wird auch das Christopsomo (Weihnachtsbrot) gebacken und vor die Ikonen des Hauses gelegt. Am Abend des 25. Dezember kommt dann das größte und beste Holzscheit in den Kamin, um das Jesuskind zu wärmen.

 

Quelle: www.heiligenlexikon.de


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