Nachklang: Seckau Ehemännerwochenende

Schon beim ersten Programmpunkt, der Vesper am Freitag, finden sich über 20 Teilnehmer ein, was von Disziplin und Ernsthaftigkeit zeugt. Und wahrlich tolle Männer kommen hier zusammen: (Groß-)Familienväter, Schlosser, (Schaf-) Bauern, Betriebs- und Forstwirte…. Männer nach dem Herzen Gottes! Was führt sie im Hochwinter in die Benediktinerabtei Seckau in der Obersteiermark? Das Thema? „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ (1Kor9,1)

Ja, diese Männer wollen hinhorchen – aufeinander und auf Gott, wollen neues erfahren und entdecken, neuen Dingen begegnen. Sie sind lebendig!

Der wilde Mann

Und schon an diesem ersten Sammelpunkt findet sich unter den Betern der Referent, Martin Bredl, 50, 4 Kinder, Ex Telekom-Pressesprecher, seit einem Jahr selbstständiger Kommunikationsberater. Er erinnert uns am ersten Tag an eine Seite von uns Männern, mit der sich öfter zu verbinden nottut, um lebendig zu bleiben: Den wilden Mann! (John Eldredge), und „wild“ bedeutet hier, eine Schlacht schlagen, ein Abenteuer bestehen und eine Prinzessin erobern.

War Jesus wild? – „… verjagte die Händler mit einer Geisel aus Stricken!“ – Darf nicht nur sondern soll mir das Wilde an ihm Vorbild sein? War er wie Mutter Theresa oder William Wallace? Zu den Armen und Kranken sicher wie Mutter Theresa. Zu den Pharisäern und Heuchlern wie William Wallace, der sich „ein wenig Streit gesucht“ hat! Dazu bringt Martin aus Eldredge‘ Buch auch die Ballade von Ezra Pound auf Jesus, den „Stattlichen Gefährten“ aus der Sicht Simon des Zeloten: „…kein entmannter Priester war der stattliche Gefährte, er war vielmehr Mann unter Männern.“

„Ich hab ihn tausend Mann in Atem halten sehen, auf den Hügeln von Galiläa; sie wehklagten, als er gelassen durch sie hindurch schritt mit Augen wie das Grau des Meeres.“ (Helmut)

Gott schauen

Zweiter Vortrag: Den Titel „Gott schauen“ legt Martin Bredl anhand der ersten drei Strophen aus den „Geistlichen Liedern des Johannes von Kreuz“ aus.

1. Strophe: „Wo hast du dich verborgen, Geliebter, und ließest mich mit Seufzen?…“

Mit dem heiligen Johannes erklärt er: „Mag ein Mensch in diesem Leben noch so umfassende Mitteilungen und Gegenwartserfahrungen und hohe und tiefe Einsichten über ihn erhalten, so ist dies wesenhaft nicht Gott, noch hat es mit ihm zu tun; denn er ist dem Menschen in Wirklichkeit noch verborgen, und es kommt dem Menschen immer zu, ihn über all diese großen Dinge hinaus für verborgen zu halten und ihn als den Verborgenen zu suchen, …Zwar ist er bereit, am Anfang ein wenig überwältigend aufzutreten. … Aber diesen Zustand lässt er niemals lange andauern. … Er lässt die Kreatur auf eigenen Beinen stehen“.

2. Strophe: „ …wenn ihr durch gutes Geschick ihn seht,… sagt ihm, dass ich krank bin, leide und sterbe.“

Dieser Satz spricht das Leiden an Gott an und Martin fordert uns mit dem Satz „Gottes Hilfe kommt immer zu spät“ – subjektiv gesprochen – zum Gespräch über unsere Erfahrung von Gottes Hilfe heraus.

3. Strophe: „Meine Liebe suchend, gehe ich durch diese Berge und Auen; ich pflücke keine Blumen noch fürchte ich die wilden Tiere und überschreiten werde ich Wehre und Grenzen.“

Die Berge stehen für die Tugenden …die Auen für das Absterben des alten Menschen – da müssen wir durchgehen. „Blumen“ sind zeitliche, sinnhafte und geistliche (!) Befriedigungen, die uns den Weg zu Gott versperren. „Wilde Tiere“ stellen die Menschenfurcht dar, die uns oft daran hindert, den Weg überhaupt zu beginnen. „Wehre und Grenzen“ schließlich sind jene Mächte und Gewalten gegen die es die Waffenrüstung Gottes anzuziehen gilt (Eph 6).

Nach der Messe und dem Mittagessen trennen sich unsere Wege für kurze Zeit: Fußball in der Halle, Stiftsführung, Langlaufen, eine schnelle Schitour oder einfach ausruhen und verdauen – stand zur Auswahl bevor wir uns zum nächsten Input versammeln.

Freiheit und Tugendhaftigkeit

Martin zitiert aus der Dienstanweisung an einen Unterteufel von C.S. Lewis. Screwtape, der erfahrenere Teufel schreibt: „Es wäre eine Kleinigkeit für Gott, den Menschen dazu zu bringen, nach Gottes Wunsch zu handeln! Aber so sehr achtet er den freien Willen, mit dem er den Menschen geschaffen hast, dass er es nicht tut!“ Hier spricht Lewis literarisch und ironisch aber wir wissen: Es gibt den Teufel! Seine Einfallstore in unsere Seele sind die drei Wurzelsünden: Stolz, Eitelkeit, Sinnlichkeit. Welche dieser Türen geht bei uns am leichtesten auf? Woran erkenne ich zB. den Stolz? An seinen Manifestationen wie zB.: Bedürfnis nach Kontrolle! Was ist die Gegenstrategie? Tugenden entwickeln; Tugend ist die gute Angewohnheit, die sich durch regelmäßige Akte bildet und zur zweiten Natur des Menschen wird. Im Bemühen um die Tugenden – im Falle des Stolzes zB Demut, Bescheidenheit, Mitleid, Selbsthingabe…- verrammeln wir die Tür für den Teufel!

Auferstehungsvigil

An diesem Abend des Samstag versammeln wir uns im Turmzimmer zur Auferstehungsvigil vor der Ikone, auf der Jesus Adam und Eva aus ihren Gräbern herausholt. Wir beten stark um den Heiligen Geist. Er ist es, der uns herausholt, der uns anspricht zur Hingabe! Ja, wir geben unser Leben neu Jesus: treten vor, knien zu fünft vor der Ikone und dem ausgesetzten Herrn, formulieren mit eigenen Worten, was wir ihm alles hinlegen und empfangen das Gebet der anderen, die uns die Hände auflegen und den Segen von Pater Leo. Solcherart gestärkt bleiben die ersten Beter der Nachtanbetung gleich beim Herrn. Die anderen lassen diese Begegnung mit Jesus noch miteinander im Stüberl bei einem Gläschen oder Bierchen, Knabbereien und einem wunderbaren Grießkirchner Käse ausklingen!

Halftime: von Erfolg zu Bedeutsamkeit

Sonntag Vormittag: „Halftime: Von Erfolg zu Bedeutsamkeit“ – bei diesem letzten Impuls geht es um die Frage: „Was werde ich in der zweiten Hälfte meines Lebens machen?“ Dabei gilt es für uns folgende Fragen zu überlegen:

1. Was glaube ich, wovon bin ich überzeugt?
2. Was hab ich bis jetzt ganz gut gemacht?
3. Wofür brenne ich?
4. Welche Nöte gibt es, die ich gerne ändern würde? Was bringe ich zur Party mit dem anderen geholfen ist?
5. Was habe ich immer gesagt, das man tun sollte?
6. Wie kann ich mein Story mit der Story von Gott verbinden?
7. Bei welchen Aktivitäten fühle ich mich wohl?

Denn: „Es geht darum mich selbst zu verstehen, zu sehen was Gott von mir möchte .. die Idee zu finden, für die es sich lohnt zu leben und zu sterben.“ (Sören Kierkegaard) Und so schließt sich der Kreis und wir kommen wieder zum Ausgangspunkt unseres Wochenendes zurück: Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde.!“ (1Kor9,1)

In der Sonntagsmesse, wo wir unseren „businessplan for your soul“ bei der Gabenbereitung hinlegen, einem gemütlichen Mittagessen samt Austausch findet unser denkwürdiges Beisammensein seinen Ausklang. (Andreas)


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