04/10: Pierre Teilhard de Chardin

Pierre Teilhard de Chardin

Ordensmann, Priester, Forscher
* 1. Mai 1881 auf Schloss Sarcenat bei Clermont-Ferrand in Frankreich
† 10. April 1955 in New York in den USA

Pierre Teilhard de Chardin trat 1899 dem Jesuitenorden bei und wurde 1911 zum Priester geweiht. 1912 begann er auch ein Studium der Geologie und Paläontologie in Paris. In den Kriegsjahren 1914 bis 1918 war er als Sanitäter an der Front eingesetzt; in dieser Zeit verfasste er seine ersten Schriften. 1922 wurde er Professor für Geologie am katholischen Institut von Paris, 1923/24 unternahm er seine erste Forschungsreise nach China.

Teilhard sah die traditionelle Lehre von der Erbsünde kritisch und vertrat die Lehren der Evoutionstheorie, die damals von der Kirche noch abgelehnt wurden, zudem wurden ihm pantheistische Auffassungen vorgeworfen; deshalb musste er seine Lehrtätigkeit, 1926 auch seine Professur aufgeben, für alle theologischen Schriften erhielt er Publikationsverbot, er musste sich nun auf naturwissenschaftliche Veröffentlichungen beschränken. 1926 reiste er wieder nach China, er unternahm Forschungsreisen in die Mandschurei und Mongolei, nach Indien, auf die Insel Java und nach Birma. 1929 wurde er Berater beim Geologischen Landesamt in Peking / Beijing. Bis 1946 gab es nur kürzere Aufenthalte im Heimatland; 1946 kehrte er nach Frankreich zurück, nahm am geistigen Leben im Nachkriegs-Paris teil, unterstützte die Bewegung der Arbeiter-Priester.

Teilhards Anliegen war es, Religion und Naturwissenschaft nicht als Konkurrenten zu verstehen, sondern zusammen zu denken. Seine grundlegende Überzeugung war, dass die Schaffung des Kosmos zielgenau ausgerichtet war auf die Schaffung von Leben, des Menschen und der Vernunft. Er vertrat schon zu einer Zeit, als dieser Gedanke einzigartig war, die These, dass die Bedingungen des ganzen Universums und die grundsätzlichen, naturwissenschaftlich anerkannten Konstanten und Naturgesetze genau so sein mussten wie sie sind, damit menschliches Leben möglich wurde. Sein Hauptwerk „Der Mensch im Kosmos“ will erweisen, dass die Entwicklung des Universums nicht zufällig, sondern mit dem Zielpunkt Mensch vor sich ging, vom Willen des Schöpfergottes geleitet war und in Christus zur Erfüllung und Vollendung kommt. Was viele Physiker und andere Naturwissenschaftler inzwischen postulieren – eine „göttliche Vorsehung“ im Hintergrund des Weltalls und des Lebens * – hatte Teilhard schon visionär vorweggenommen. In seinem letzten Tagebucheintrag fasste er seine Gedanken zusammen: „Die beiden Artikel meines Credo: Das Universum ist zentriert – evolutiv, nach oben / vorn. Christus ist sein Zentrum.“

Teilhard forderte, dass die Verkündigung der Kirche und die Frömmigkeit an das neu erkannte, evolutionäre Weltbild angepasst und so mit den Naturwissenschaften versöhnt werden müsse; deshalb forderte er ein neues Glaubensbekenntnis, ja ein neues Bild und neue Lehre von Christus, er sprach sogar von einer neuen Menschwerdung Gottes in aktueller Form. Ein neues Glaubensbekenntnis müsse das von Nicäa ersetzen; es müsse Gott nicht als Schöpfer der statischen Welt, sondern als „neuen Gott der Evolution“ und Christus als universellen „Evoulutor“ bekennen. Wie die Schöpfung sei auch die Erlösung des Menschen ein Prozess, der in kosmischen Dimensionen zum Ziel führt. Deshalb führe der Weg in den Himmel – nur! – über den auf der Erde, der Weg zu Gott nur über den der Liebe zur Erde. Nötig sei ein „Neo-Christentum“, das ein der Welt zugewandtes Christentum ist. Teilhard hatte auch damals schon das heute so aktuelle Problem der Globalisierung erkannt, unter den Stichworten „Planetisation“ und „Totalisation“ bedacht und bejaht.

1947 wurde ihm von seinem Ordensgeneral abermals die Veröffentlichung theologischer und philosophischer Texte untersagt, 1948 verboten, einen Ruf als Professor am paläontologischen Institut des Collège de France anzunehmen. 1951 begab Teilhard sich deshalb wieder „ins Exil“, er wirkte bei der Wenner-Gren-Foundation in New York, in deren Auftrag er mehrere Forschungsreisen nach Südafrika unternahm. Er starb unerwartet am Ostersonntag; kurz zuvor hatte er sich gewünscht „am Tage der Auferstehung zu sterben“.

Nur zwei Ordensbrüder nahmen an Teilhards Bestattung teil. Seine Bücher konnten nun, nach seinem Tod, veröffentlicht werden, wurden aber in katholischen Büchereien nicht geduldet und durften in katholischen Buchhandlungen nicht verkauft werden. Noch 1962 warnte ein Lehrschreiben des Vatikan vor seinen „schweren Irrtümern“; erst mit dem 2. Vatikanischen Konzil konnten seine Werke in der katholischen Kirche gelesen und seine Auffassungen diskutiert werden.

Inzwischen erschienen 13 Bände einer Werkausgabe, dazu Briefe und Tagebücher; Teilhard erlangte in den 60-er Jahren auch in Deutschland geradezu Kultstatus.
Quelle: www.heiligenlexikon.de


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