05/20: Bernhardin von Siena

Bernhardin von Siena

Ordensmann, Volksprediger
* 8. (?) September 1380 in Massa Marittima in Italien
† 20. Mai 1444 in L’Aquila in den Abruzzen in Italien

Bernhardin entstammte der adligen Sieneser Familie der Albizzeschi, Sohn des Tollo di Dino di Bando und der Nera di Bindo degli Avveduti. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wurde er von seiner Tante Diana bis 1391 in Massa aufgezogen und kam dann zu seinem Onkel Cristoforo degli Albizzeschi nach Siena; hier studierte er kanonisches Recht, blieb aber ohne Abschluss. Beim Ausbruch der Pest von 1397 pflegte er Kranke, dann trat er 1402 als Minderbruder in den Franziskaner-Observantenorden, den radikaleren Zweig der Gemeinschaft, ein. Zunächst lebte er mit einigen Brüdern im Kloster Colombaio auf dem Monte Amiata nahe Siena, ab 1405 zog er als Volksprediger durch Mittel- und Norditalien; 1410 bis 1413 war er in Padua, in dieser Zeit wurde er selbst von der Pest befallen, überwand aber die Krankheit.

1413 übernahm er den Pförtnerdienst im Kloster in Fiesole. 1415 wurde er Leiter der Ordensobservanz für Umbrien und die Toskana. Ab 1417 wanderte er wieder als Bußprediger lehrend durch Italien; seine Erfolge erregten den Neid von Gegnern, wegen der von ihm angeregten Verehrung des Namens Jesu, für die er das Symbol „IHS“ geschaffen hatte, leiteten sie 1423 einen Häresieprozess ein. In Perugia hielt er 1425 eine berühmte Predigt, dort wird er noch heute besonders verehrt. 1426 wurde er von Papst Martin V. zur Verhandlung nach Rom vorgeladen und freigesprochen; der Papst wollt ihn nun zum Bischof von Siena berufen, was Bernhardin ablehnte. 1427 hielt er dennoch in dieser Stadt 45 Tage lang seine wohl schönsten Predigten auf der Piazza del Campo, die mitgeschrieben wurden und überliefert sind.

Zahlreiche Wunder und Heilungen werden ihm zugeschrieben. Bei einer seiner Predigten sei der Namenszug Christi in einer Strahlensonne über seinem Haupt gesehen worden; die Buchstaben IHS – ursprünglich die griechischen Buchstaben für Jesus – werden ausgelegt als „Jesus – Hominum – Salvator“ oder in deutschen Darstellungen als „Jesus – Heiland – Seligmacher“; Ignatius von Loyola wählte rund 100 Jahre später dieses Zeichen zum Wappen des Jesuitenordens.

Bernhardin reiste nach Arezzo, 1428 nach Mailand, 1429 nach Venedig, um dort zu predigen. Wieder erkrankte er schwer, konnte aber geheilt weiterreisen nach Umbrien und in die Romagna. Erneut wurde er der Häresie bezichtigt; Papst Eugen IV., sprach ihn 1432 abermals von der Anklage frei und bot ihm nun das Amt des Bischofs von Ferrara an, das Bernhardin wieder ablehnte. Noch einmal wegen Häresie angeklagt, diesmal vor König Siegmund, wurde er wiederum rehabilitiert, gewann sogar die Freundschaft des Herrschers und begleitete ihn 1433 zur Kaiserkrönung nach Rom. Seine Predigtreisen führten ihn nun in die Marche / Marken, 1434 nach Siena, in die Lombardei und nach Ligurien. 1435 lehnte er den Bischofssitz von Urbino ab. Trotz vieler Polemik in der Auseinandersetzung mit Brüdern des eigenen Ordens, der schwer unter seiner Spaltung litt, führte Bernhardin seine Politik der Versöhnung mit dem anderen, weniger strengen Ordenswzeig der Konventualen fort. Sein Orden ernannte ihn 1438 zum Generalvikar, doch er legte 1442 diese Würde nieder. Hauptarbeit war ihm weiter die Predigttätigkeit, in den letzten Jahren seines Lebens in den Marken, in Umbrien, in der Toskana, in Rom, in der Lombardei, der Gegend um Venedig und in der Emilia; auf einer solchen Reisen starb er.

Bernhardin wirkte Frieden stiftend in italienischen Städtekriegen und wurde schon zu Lebzeiten als Heiliger verehrt. Sein Ruhm beruht aber vor allem auf seinen Predigten in der Sprache des Volkes, die von seinen Hörern gesammelt und überliefert wurden. Sie beschäftigen sich mit dem familiären, sozialen und politischen Leben jener Zeit und waren auch den ersten humanistischen Strömungen gegenüber aufgeschlossen, sie überzeugten durch ihre Klarheit und ihren gesunden Menschenverstand, waren reich an Beispielen, kräftigen Tönen und witzigen Aussprüchen. Auf Lateinisch schrieb er Fastenpredigten: „De vita christiana“, „Vom christlichen Leben“ 1425 – 1430; „De christiana religione“, „Von der christlichen Religion“ 1430 – 1436; „De evangelio aeterno“, „Vom zeitlosen Evangelium“ 1430 – 1437; „De Beata Virgine“, „Über die selige Jungfrau“ 1430 – 1440; „De spiritu sancto et de inspirationibus“, „Vom heiligen Geist und dessen Wirken“ 1442 – 1444. Daneben stehen seine Werke, in denen er die religiösen, ethischen und mystischen Lehren Franziskanerordens zusammenfasste.

Nachdem zwischen 1450 und 1467 in Hinterrhein an der Nordseite des Passes eine Kapelle zu Ehren von Bernhardin erbaut wurde, erhielt der zuvor Vogelberg genannte Pass im schweizerischen Kanton Graubünden seinen Namen „San-Bernardino-Pass“. Trotz der Namens­ähnlichkeit besteht keine Beziehung zu den Pässen Grosser und Kleiner Sankt Bernhard.

Kanonisation: Bernhardin wurde schon 1450 von Papst Nikolaus V. heilig gesprochen.
Attribute: Buch und Kruzifix, Strahlensonne mit den Buchstaben JHS
Patron von Massa Marittima; der Wollweber und Werbetreibenden; gegen Heiserkeit, Brust- und Lungen­krank­heiten, Blutungen
Quelle: www.heiligenlexikon.de


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