05/27: Augustinus von Canterbury

Augustinus von Canterbury

Glaubensbote in England, erster Erzbischof von Canterbury
* um 546 in Italien
† 26. Mai 604 (?) in Canterbury

Augustinus war Benediktinermönch, dann Prior im Andreaskloster auf dem Monte Celio in Rom – an der Stelle, wo heute die Kirche S. Gregorio al Celio steht -, das im Familienbesitz von Papst Gregor dem Großen war. Er wurde 596 zusammen mit vierzig Mönchen von Gregor zur Mission nach England geschickt. Als Augustinus und seine Mönche Aix-en-Provence erreichten, waren sie von den Berichten über die wilden Inselbewohner in Britannien dermaßen entsetzt, dass Augustinus nach Rom zurückkehrte und das Unternehmen aufgeben wollte. Doch der Papst bestand auf seiner Anweisung, erhob Augustinus zum Abt, gab ihm Empfehlungsschreiben an die fränkischen Fürsten mit, damit brachen sie im Juli zum zweiten Mal auf. Der Weg führte sie – wahrscheinlich vom römischen Hafen Ostia übers Meer – nach Marseille, dann gingen sie an Land der Rhone entlang über Vienne nach Tours, wo sie am Grab des Martin dessen Segen für ihre Mission erbitten wollten und wo sich Augustinus auch mit der Bischofsweihe ausstatten ließ. Nach Ostern 597 erreichten sie die Ärmelkanalküste und kreuzten in Einmastern nach Ramsgate hinüber.

Die Landungsstätte war etwa vierzehn Kilometer von Canterbury entfernt, im Königreich Kent. Entgegen allen haarsträubenden Berichten fanden die Mönche im südlichen England eine blühende bäuerliche Zivilisation vor. Die Angelsachsen bildeten unter ihren Häuptlingen oder Kleinkönigen eine Kriegergesellschaft, wohnten in großen Holzhäusern, in denen sie in Fülle aßen und tranken, waren bewaffnet mit prächtigen Messern und Schwertern – von denen sie ihren Namen „Sachsen“ (seax) ableiteten, hatten eine Vorliebe für kostbares Geschmeide und verehrten die alten nordischen Götter Wotan und Thor. Bertha, eine Enkelin von König Chlodwig, die Ehefrau von Ethelbert, dem König von Kent, war bereits Christin. Die römischen Mönche wurden von Ethelbert freundlich aufgenommen, dem König von Kent gefiel Augustinus, er durfte in Südengland lehren und predigen und erhielt das heutige Canterbury als Bischofssitz zugewiesen. Am 2. Juni 597 ließ sich der König selbst taufen. Die Königin stellte den Missionaren ihre Hofkapelle zur Verfügung: die im Osten von Canterbury gelegene Martinskirche, von deren Grundfesten es noch Überreste gibt. Am Weihnachtstag 597 fand in Canterbury die Massentaufe von zehntausend neuen Christen statt.

Die Nachrichten über diese Erfolge verleiteten Papst Gregor zu euphorischen Visionen. Er erteilte Augustinus weitreichende Vollmachten zum Aufbau einer kirchlichen Struktur. An großen Festtagen sollten auch weiterhin, wie gewöhnt, Rinder geschlachtet und Gelage gefeiert werden: primitiven Menschen müsse gestattet sein, ihr Ziel gemach statt in jähen Sprüngen zu erreichen, schrieb der Papst. Den neu gewonnenen Christen blieb auch die Wahl zwischen römischen, fränkischen oder keltischen Liturgien überlassen. Andererseits wurde der Klerus strenger römischer Disziplin unterstellt. Die Bande mit dem europäischen Festland wurden gefestigt, das Land wurde kirchlich in die heute noch bestehenden Provinzen, Diözesen und Gemeinden eingeteilt. 601 wurde Augustinus zum Erzbischof ernannt. Er gründete drei weitere Bischofssitze in Kent, in Rochester und in London sowie das Kloster Canterbury als Ausbildungsstätte für Priester. Um 603 versuchte er erfolglos, eine Einheit in der Liturgie und in der Glaubensausübung der keltischen und römischen Kirche herzustellen.

Augustinus starb kurz nach Papst Gregor. Er fand seine letzte Ruhestätte in der von König Ethelbert erbauten Kirche der heiligen Apostel Petrus und Paulus, die später nach Augustinus benannt wurde.

Das Werk des Augustinus zerbrach unmittelbar nach ihm, vor allem an den verschiedenartigen Ambitionen der angelsächsischen Stämme und ihrer Herrscher. Unter Ethelberts Nachfolger wurde Kent wieder heidnisch, 1.200 Mönche fielen in Bangor den Angeln zum Opfer. Augustinus war also nicht der Missionar Englands, hat aber für die Christianisierung tragfähige Fundamente geschaffen.
Quelle: www.heiligenlexikon.de


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