06/29: Petrus und Paulus

 

Petrus

Apostel, Märtyrer (?)

* um 1 in Bethsaida, heute El Aradsch bei Mahjar in Syrien, oder in Kafarnaum, heute abgegangener Ort am See Gennesaret in Israel
† um 64 (?) in Rom (?)

Der Fischer Simon lebte mit seiner Frau in Kafarnaum – heute ein abgegangener Ort am See Gennesaret. Dass er Kinder hatte, weiß die Legende von Petronilla. Er wurde gemeinsam mit seinem Bruder Andreas, der zuvor schon Jünger von Johannes dem Täufer war, von Jesus in dessen Jüngergruppe berufen (Markusevangelium 1, 16 – 18).

Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus vom Fieber war eine der ersten Wundertaten Jesu (Matthäusevangelium 8, 14 – 15). Beim Wandel auf dem See Gennesaret zeigte sich Petrus‘ Glaube als zögerlich: er wollte dem auf dem Wasser gehenden Jesus folgen, bekam aber Angst zu versinken; nach seiner Rettung bekannte er mit einem Kniefall: Du bist in Wahrheit Gottes Sohn (Matthäusevangelium 14, 28 – 32).

Mit Johannes und Jakobus war Petrus bei der Verklärung Jesu zugegen (Matthäusevangelium 17, 1 – 8). Hervorgehoben wird Petrus auch bei der Fußwaschung, als er sich nicht würdig fühlte, sich von Jesus die Füße waschen zu lassen (Johannesevangelium 13, 5 – 10). Bei der Gefangennahme Jesu schlug er in seinem Eifer Malchus, dem Diener des Hohenpriesters, das Ohr ab (Johannesevangelium 18, 10). Petrus verleugnete Jesus nach dessen Gefangennahme drei Mal, noch ehe der Hahn krähte (Markusevangelium 14, 66 – 72). Petrus war aber auch der erste männliche Zeuge der Auferstehung Jesu (1. Korintherbrief 15, 5; Lukasevangelium 24, 34).

Petrus‘ zukünftige Aufgabe wurde ihm beim Fischzug angekündigt: von nun an Menschenfischer zu sein (Lukasevangelium 5, 10). Nach seinem Bekenntnis in Cäsarea wurden Petrus die Schlüssel des Reichs der Himmel übergeben, auch in der Volksüberlieferung bewacht der deshalb die Himmelstür. Jesus bezeichnete ihn als Fels – griechisch: pétros – auf dem er seine Kirche bauen wolle (Matthäusevangelium 16, 16 – 19) und erteilte ihm am Abend vor seiner Kreuzigung einen besonderen Auftrag im Apostelkreis: stärke deine Brüder (Lukasevangelium 22, 32). Durch den Zuruf des Johannes erkannte Petrus, vom reichen Fischzug zurückkehrend, den am Ufer erschienenen Auferstandenen und erhielt den Auftrag: Weide meine Lämmer (Johannesevangelium 21, 1 – 19). Diese herausgehobene Stellung des Petrus ist mit begründend für die besondere Stellung aller späteren Nachfolger Petri in Rom, den Päpsten.

Am ersten Pfingstfest hielt Petrus eine wirkungsvolle Predigt (Apostelgeschichte 2, 14 – 41); mit Johannes heilte er einen Lahmen, der vor die Tempelpforte getragen wurde (Apostelgeschichte 3, 1 – 11); der Hohepriester Ananias setzte ihn und Johannes gefangen, ließ ihn aber wieder frei (Apostelgeschichte 4, 1 – 23); Kranke wurden vom Schatten des vorüber gehenden Petrus geheilt (Apostelgeschichte 5, 15); der Zauberer Simon bekehrte sich augenblicklich, wurde von Philippus getauft, von Petrus aber der dennoch anhaltenden Falschheit entlarvt (Apostelgeschichte 8, 9 – 24). In Lydda – dem heutigen Lod – heilte Petrus den gichtbrüchigen Aeneas, in Joppe – dem heutigen Jaffa, Ortsteil von Tel Aviv – erweckte er Tabitha vom Tod (Apostelgeschichte 9, 32 – 42); er bekehrte mit dem Hauptmann Cornelius den ersten Nicht-Juden zum Christentum, nachdem er von den reinen und unreinen Tieren geträumt und gehört hatte, dass er keinen Menschen unrein heißen dürfe; auch die Anwesenden wurden zu einer gemeinsamen Schau entrückt und getauft (Apostelgeschichte 10).

Nach der Enthauptung Jakobus‘ des Älteren, ließ König Herodes Agrippa I. den nach Jerusalem zurückgekehrten Petrus zwischen zwei Kriegsknechten ins Gefängnis werfen. Ein Engel erschien, die Ketten fielen, Petrus ging ungehindert an den Wächtern vorbei und musste dann zweimal am Haus der Maria, der Mutter des Johannes Markus, anklopfen, da die Magd Rhode zwar seine Stimme erkannte, aber sich angesichts dieser Überraschung erst bei ihrer Herrschaft vergewissern wollte (Apostelgeschichte 12, 1 – 19) – das Fest Petri Kettenfeier hat in dieser Geschichte seine Wurzel. Die Meinungsverschiedenheit mit Paulus über die Mission bei Juden und Heiden wurde beim Apostelkonzil ausgeglichen (Apostelgeschichte 15). Petrus hatte zusammen mit dem Herrenbruder Jakobus die Führung der Gemeinden in Jerusalem inne und begründete die christliche Mission, er wird in allen neutestamentlichen Apostelkatalogen an erster Stelle genannt. Nach der Legenda Aurea war Petrus beim Tod wie bei Himmelfahrt der Maria anwesend und war es Petrus, der mit Paulus ihre Bahre trug und den Hohenpriester heilte, dessen Hände durch seinen Unglauben und sein Bestreben, das Begräbnis zu verhindern, an der Bahre gelähmt hängen gebleiben waren.

Nach katholischer Lehre reiste Petrus später nach Rom; der Überlieferung nach kam er in Santa Maria di Leuca an Land, bekehrte die Menschen dort vom Minerva-Kult zu Christus und widmete den Namen der Stadt der Jungfrau Maria; aus dem Minerva-Tempel wurde demnach schon im Jahr 43 die älteste christliche Kirche in Italien und ganz Europa. In Rom wirkte Petrus dann als Leiter der Gemeinde, unter Kaiser Nero starb er demnach den Märtyrertod. Schon anfangs des 2. Jahrhunderts gehen kirchliche Schriftsteller von seiner Anwesenheit in Rom aus.

Der Überlieferung zufolge begegneten sich Petrus und Paulus in Rom, zusammen überführten sie den Magier Simon, der mit seiner Flugkunst zu Tode stürzte. Nero verlor mit ihm seinen Hofkünstler und ließ Petrus und Paulus ins Gefängnis – den Carcere Mamertino – werfen; vor der Hinrichtung erreichten Freunde, dass Petrus sich entziehen konnte. Der Fliehende begegnete vor den Toren der Stadt Christus und fragte ihn: Quo vadis, Domine?, Wohin gehst du, Herr?; als Christus anwortete, er gehe nach Rom, um sich noch einmal kreuzigen zu lassen, beschloss Petrus, mit ihm zu gehen und dieses Schicksal zu teilen; gleich danach sah er den Auferstandenen in den Wolken entschwinden. Petrus wurde dann auf eigenen Wunsch im Zirkus des Nero – an der Stelle, wo heute der Petersdom steht – ans Kreuz geschlagen: mit dem Kopf nach unten, da er nicht würdig sei, den selben Tod wie Jesus Christus zu sterben.

Petrus gilt als Autor der beiden im Neuen Testament enthaltenen Petrusbriefe. Der 1. Petrusbrief wurde in Rom von Silvanus geschrieben (1. Petrusbrief 5, 12 – 13); er enthält aber eher Gedankengut von Paulus, für eine Autorenschaft des Petrus spricht nichts. Der 2. Petrusbrief ist tatsächlich wohl erst Anfang des 2. Jahrhunderts entstanden, hat also sicher nicht Petrus zum Autoren. Dagegen spricht einiges für die Auffassung, dass im Evangelium des Markus, das wohl in Rom geschrieben wurde, die Überlieferung des Petrus enthalten ist.

Paulus

Apostel, Märtyrer (?)
* 7 bis 10 (?) in Tarsus in der heutigen Türkei
† zwischen 60 und 68 in Rom (?)

Paulus – hebräisch: Saulus – war Sohn vermögender jüdischer Eltern mit römischem Bürgerrecht, war aber in einer griechisch-bürgerlichen Umgebung aufgewachsen und beherrschte die griechische Sprache. Saulus erlernte den Beruf seines Vaters als Zeltteppichweber und folgte ihm auch als Anhänger der glaubenstreuen jüdischen Gruppe der Pharisäer, d.h. als jüdischer Theologe im Laienstand.

Zu seiner weiteren theologischen Ausbildung ging er nach Jerusalem zu dem hoch angesehenen jüdischen Lehrer Gamaliel. Saulus‘ Glaubenseifer hatte zur Folge, dass er die aufkommende christliche Kirche verfolgen musste, die er für eine jüdische Sekte hielt, die vom Gesetz abwich und deshalb zerstört werden müsse (Galaterbrief 1, 13). Die Bibel erzählt, er habe im Jahr 35/36 bei der Steinigung des Stephanus, des ersten christlichen Märtyrers, die Kleider der Peiniger bewacht.

Saulus erhielt den Auftrag, in Damaskus weitere Christenverfolgungen zu leiten, aber eine wunderbare Begegnung mit dem auferstandenen Christus vor Damaskus veränderte sein Leben radikal (Apostelgeschichte 22, 5 – 16; 26, 12 – 18).

Paulus selbst bezeichnete dieses Ereignis nicht als Bekehrung, sondern als Offenbarung von Jesus Christus (Galaterbrief 1, 12). Von der übermächtigen Erscheinung Christi getroffen, fiel Saulus zu Boden und wurde – erblindet – nach Damaskus geführt. Ananias heilte ihn und taufte ihn, er wurde Christ, Apostel und Missionar, predigte in der Synagoge von Damaskus und wurde bald schon selbst verfolgt; Freunde halfen ihm, im Jahre 38 in einem Korb über die Stadtmauer zu entfliehen (Apostelgeschichte 9, 1 – 25).

Saulus zog sich nach Arabien zurück. Als er nach Jerusalem zurückkam, war dort inzwischen Jakobus der Ältere enthauptet und Petrus aus dem Gefängnis befreit (Apostelgeschichte 12, 1 – 19). Aufenthalte in Tarsus und Antiochien – dem heutigen Antakya in der Türkei – erfüllten die nächsten Jahre. Nach einer ersten Missionsreise nach Zypern und ins südliche Kleinasien (Apostelgeschichte 13; 14) fand in Jerusalem das Apostelkonzil statt (Apostelgeschichte 15); inzwischen benutzte er seinen Namen in der griechischen Form: Paulus

Die kontrovers verlaufende Versammlung der konkurrierenden Parteien der jungen Kirche – wohl im Jahr 48 -, gewährte Paulus die Freiheit zu Missionsreisen zu nichtjüdischen Menschen; sein Gegenspieler war Petrus als Vertreter der Position, wonach das Christentum nicht die jüdischen Wurzeln verleugnen dürfe; die vermittelnde Position nahm der Leiter der Urgemeinde in Jerusalem, der Herrenbruder Jakobus ein. Vor allem Paulus‘ Drängen brachte also die junge Kirche dazu, die geistigen und räumlichen Grenzen zu sprengen und das Wurzelland Israel, in dem die junge Kirche theologisch und mentalitätsmäßig zuhause war, zu verlassen und die Heidenmission voranzutreiben.

Die zweite Missionsreise, in deren erster Phase sich Paulus von seinem seitherigen Begleiter Barnabas trennte, führte Paulus nun nach Galatien in Kleinasien, wohl im Jahr 50 in die mazedonischen Städte Philippi – heute Ruinen bei Krinides in Griechenland – und Thessaloniki, dann Richtung Süden durch Griechenland nach Korinth, wo er sich etwa in den Jahren 50 bis 52 aufhielt (Apostelgeschichte 15, 35 – 18, 22) und bei Prisca und Aquila wohnte. Die zuvor auf dem Areopag in Athen vor dem Altar des unbekannten Gottes gehaltene Predigt gehörte zu den bedeutendsten Ereignissen auf Paulus‘ Missionsreisen (Apostelgeschichte 17, 22 – 31).

Die dritte Missionsreise wird in der Regel auf die Jahre 53 bis 58 datiert und führte wieder nach Kleinasien mit einem Gefängnisaufenthalt in Ephesus – heute Ruinen bei Selçuk -, dann wieder durch Makedonien und nach Korinth (Apostelgeschichte 18, 23 – 21, 14).

Wichtige Ereignisse der Missionsreisen sind teilweise legendär: In Paphos / Páfos auf Zypern stürzte der Zauberer Elymas blind zu Boden. In Lystra – das heutige Dorf Kilistra (Gökyurt) – wurden Paulus und sein Begleiter durch ihre Heilung eines Lahmen als Erscheinung von Zeus und Hermes angesehen; man schleppte Opfertiere herbei, um sie als Götter zu verehren. In Ikonium – dem heutigen Konya – hörte Thekla seine Predigt und wurde bekehrt. Eutychos, ein Knabe, stürzte bei einer Predigt in Troas – heute Ruinen bei Dalyan – tödlich vom Fenstersims, wurde aber wieder vom Tod auferweckt.

Paulus schildert die Leiden und Strapazen seiner Reisen, immer wieder war er belastet durch Hunger, Durst, Verfolgung, Auspeitschung, Steinigung und Gefangenschaft. Den Broterwerb besorgte er teilweise durch sein Handwerk, in Korinth kehrte er deshalb bei dem Teppichweber und Zeltmacher Aquila ein. Predigt und Briefwechsel mit den von ihm neu gegründeten Gemeinden aber waren sein Hauptwerk. Die Missionsreisen führten Paulus durch die ganze damals bekannte Welt, nach Syrien, Griechenland, Italien, vielleicht sogar nach Spanien (Römerbrief 15, 24).

Paulus wurde nach Aufständen einer jüdischen Gruppe wohl im Jahr 57 in Jerusalem gefangen genommen (Apostelgeschichte 21, 27 – 40). Die Behörde von Cäsarea verfügte, bedingt durch sein römisches Bürgerrecht, die Überstellung nach Rom. Paulus erlebte wegen eines Schiffbruchs einen Aufenthalt – wohl im Jahr 61 – auf einer Insel Melita, die man meist mit Malta, früher oft auch mit der kroatischen Adriainsel Mljet, neuerdings auch mit der westgriechischen Insel Kephalonia identifiziert; danach kam er nach Rom (Apostelgeschichte 24 – 28, 16). Dort konnte er offenbar recht frei wirken und mindestens zwei Jahre (Apostelgeschichte 28, 30) lehren und predigen. Seine Bewegungsfreiheit in Rom ist auch mit mancherlei Legenden belegt; dargestellt wurden Begegnung mit und Abschied von Petrus sowie ihr gemeinsames Auftreten vor Kaiser Nero mit dem Sturz des Magiers Simon.

Paulus starb nach verbreiteter Auffassung um das Jahr 67 in Rom und wahrscheinlich eines natürlichen Todes. Verbreitete, aber eher unwahrscheinliche Legenden lassen ihn im Sommer des Jahres 64 als Märtyrer unter Kaiser Nero im Rahmen von dessen Christenverfolgung nach dem Stadtbrand sterben. Manche Indizien sprechen wie manche Legenden dafür, dass er nach vier Jahren in Rom nochmals eine Missionsreise, möglicherweise nach Spanien, unternahm.

Ende des 2. Jahrhunderts entstanden Legenden von Paulus‘ Martyrium. Bei der legendären Enthauptung des Paulus spritzte Milch auf die Henker; nach anderer Überlieferung entstanden drei Quellen aus seinem Blut; an dieser Stelle wurde später die Kirche S. Paolo alle Tre Fontane errichtet. Plantilla, eine fromme Frau, die Paulus ihren Schleier gegeben hatte, damit dieser sich die Augen verbinden könne, erhielt ihn als Reliquie zurück und sah in einer Vision Petrus und Paulus mit Siegeskronen in Rom einziehen. Ein Hirte fand den Kopf des Paulus, der nun mit dem Leichnam feierlich vereint wurde. Die der Überlieferung zufolge zunächst in der Katakombe an der Straße nach Ostia bestatteten Gebeine wurden 258 in Katakombe des Sebastian an der Via Appia Antica überführt, um sie vor der Beschlagnahme durch die Staatsmacht zu schützen; Funde belegen, dass man Paulus und Petrus hier gemeinsam verehrte. Paulus erhielt demnach um 320 eine neue Grabstätte, über der Kaiser Konstantin eine Kirche – den Vorgängerbau der Basilika S. Paolo fuori le Mura – errichten ließ. Der Paulus zugeschriebene Sarkophag unter dem Altar der Kirche wurde freigelegt und ist jetzt durch eine Glasplatte zu sehen.

Petrus und Paulus

Quelle: www.heiligenlexikon.de


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