2020/05/23: Pfingsten

Pfingsten

Das Pfingstfest ist 50 Tage nach dem Osterfest. Diese Zeitspanne wurde aus der jüdischen Tradition übernommen, das Fest war dort zunächst das Fest der Darbringung der Erstlingsfrüchte im Tempel (2. Mose 23, 16); später als Wochenfest bezeichnet (2. Mose 34, 22): immer stärker trat als Inhalt das Danksagen für die Gesetzgebung am Sinai (2. Mose 19 – 24) in den Mittelpunkt. Das Passahfest war in der Erinnerung an den Auszug aus Ägypten die Feier der Unabhänigkeit des Volkes Israel, das Wochenfest wurde immer mehr das Dankfest für die Verkündung der Thora, der Verfassung des Volkes vor Gott. Wohl erst im Jahrhundert vor Christi Geburt wurde es 50 Tage (daher der Name: griechisch Pentekoste, der 50. Tag) nach dem Passah-Fest angeordnet.

Pfingsten in der Kirche ist das Fest des Heiligen Geistes, der auf die Apostel herabkam, als diese in Jerusalem versammelt waren (Apostelgeschichte 2). Lukas gebrauchte die Erzählelemente der Ereignisse am Sinai für seine Schilderung des Geschehens am Pfingsttage und wollte so deutlich machen: was am Sinai für das jüdische Volk geschah, das wiederholte sich Pfingsten für alle Völker: eine neue Gesetzgebung, das Gesetz der Liebe für das neue Israel, die Kirche. Auch die Sprachverwirrung, die beim Turmbau zu Babel erfolgt war (1. Mose 11, 1 – 9), wurde nun durch die eine Sprache des Geistes überwunden, Verständigung wurde neu möglich unter Menschen und zwischen Mensch und Gott (Apostelgeschichte 2, 6).

Heftige theologische Auseinandersetzungen gab es zwischen der Kirche im Westen und den orthodoxen Kirchen um die Frage, ob der Pfingstgeist nur von Gott, dem Vater, oder auch von seinem Sohn – Filioque – ausgeht; bis heute unterscheiden sich die Auffassungen; im Westen wird die Ausgießung des Heiligen Geistes auch als Werk Christi verstanden und gilt Pfingsten deshalb auch als Herrenfest. Pfingsten bildet im Kirchenjahr den Abschluss des Osterfestkreises.

Die orthodoxe Kirche feiert am Pfingstsonntag die Dreifaltigkeit, lediglich der Pfingstmontag ist mehr dem Heiligen Geist gewidmet. Die Koptische Kirche feiert neben dem vom Ostertermin abhängigen Pfingstfest die Herabkunft des Heiligen Geistes jedes Jahr auch am 13. Mai.

Im 6. Jahrhundert wurde eine Taube zum Symbol des Heiligen Geistes und damit auch für Pfingsten. Schon in der Antike war die Taube Sinnbild von Sanftmut, Einfalt und Unschuld, denn man nahm damals an, dass die Taube keine Galle besitze und so frei sei von allem Bösen und Bitteren. Im alten Indien und bei einigen germanischen Stämmen galt sie als Seelenvogel. Im Mittelalter wurde der Heilige Geist auch in menschlicher Gestalt dargestellt, Papst Urban VIII. untersagte im 17. Jahrhundert solche Darstellungen.

Von den alten Pfingstbräuchen haben sich lediglich noch Flur-Umritte und Wettersegen erhalten, gelegentlich werden Pfingstfeuer entzündet. In Vergessenheit geraten ist der mittelalterliche Brauch des Heiligen Geist Schwingens: dabei wurde eine hölzerene Taube durch eine Öffnung der Kirchendecke herabgelassen und in Schwingung versetzt. Verbreitet war auch das Freilassen lebendiger Tauben, die während des Pfingstgottesdienstes den Kirchenraum durchflogen.

Die katholische Kirche gewährt demjenigen Gläubigen Teilablass, der an einer öffentlich abgehaltenen Gebetsnovene zur Vorbereitung auf das Pfingstfest teilnimmt. Dem, der den Hymnus Veni, Creator Spiritus andächtig betet, wird ebenfalls Teilablass gewährt; wird dieser Hymnus an Pfingsten oder am Neujahrstag öffentlich (gemeinsam) gebetet, wird ein vollkommener Ablass gewährt.

Quelle: www.heiligenlexikon.de


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