09/13: Johannes Chrysostomus

Johannes wurde in einer wohlhabenden Familie geboren. Sein Vater war früh gestorben, dennoch sorgte seine Mutter Anthusa für eine gediegene Ausbildung, auch im religiösen Leben. Er studierte Redekunst bei dem griechischen Rhetoriker Libanius und begann eine Laufbahn als Anwalt. 372 wurde er getauft, anschließend studierte er an der berühmten theologischen Schule von Antiochia – dem heutigen Antakya – vor allem Bibelauslegung. Einige Jahre lebte er dann als Mönch und Einsiedler ein asketisches Lebens in der Einsamkeit; als er erkrankte, kehrte er nach Antiochia zurück, wo er im Jahr 381 von Meletios zum Diakon und 386 von Meletios‘ Nachfolger, Bischof Flavian I., zum Priester geweiht wurde.

Berühmt wurde Johannes durch sein Redetalent. Er wirkte als begnadeter Prediger an der Patriarchalkirche von Antiochia – dem heutigen Antakya. Sein Ernst und die lebensnahe Art zu predigen brachten ihm den Ruf ein, einer der größten Redner der frühen Kirchengeschichte zu sein; daher sein Beiname Chrysostomus, Goldmund. Predigen macht mich gesund, schrieb er selbst. Seine Predigten sind v.a. exegetische Homilien über alt- und neutestamentliche Texte mit Auslegung auf die Lebenspraxis der Menschen – darunter 90 Homilien zum Matthäus­evangelium, die Burgundio von Pisa Ende des 12. Jahrhunderts für Papst Eugen III. übersetzte. Überliefert sind auch 21 Säulenreden, die Johannes 387 zur Beruhigung nach einem Aufstand wegen einer Steuererhöhung in Antiochia hielt, und 8 Predigten gegen Christen, die sich von jüdischen Festen und Bräuchen beeindruckt zeigten.

Im Jahr 397 wurde Johannes vom Kaiser des Oströmischen Reiches, Flavius Arcadius, zum Patriarchen von Konstantinopel – dem heutigen Ístanbul – ernannt und 398 durch Patriarch Theophilos von Alexandria geweiht. Er gründete Krankenhäuser, unterstützte die verarmte Bevölkerung und betätigte sich mit seinem Redetalent in der Mission. Seine Kritik am Luxusleben der Reichen in der Stadt und am kaiserlichen Hof brachten ihn in Konflikt mit der Kaiserin Eudoxia. Als er im Jahr 402 Mönche, die als Anhänger von Origines aus Ägypten vertrieben worden waren, in Konstantinopel aufnahm, unterstützte auch Patriarch Theophilos die Opposition; auf der Eichensynode in Chalkedon – heute der Stadtteil Kadiköy in Ístanbul – im Jahr 403 wurde Johannes abgesetzt und 404 in die Verbannung nach Kukusus im damaligen Armenien – dem heutigen Göksun in der Türkei – geschickt.

Nachdem die Kaiserin eine Fehlgeburt erlitten hatte, wurde er zurückgerufen, weil sie sich ihr Handeln als Grund des Schicksalsschlages erklärte; nach ihrer Genesung schickte sie Johannes aber bald schon wieder in die Verbannung, diesmal weit weg in die Einsamkeit des Taurusgebirges, nach Pityus in Kolchis – dem heutigen Sochumi in Georgien, um die Verbindung mit seinen Anhängern in Konstantinopel – dem heutigen Ístanbul – endgültig zu unterbinden. Hier versuchte er die benachbarten Perser zum Christentum zu bekehren, bis er den Strapazen der Reise erlag.

Die letzten Worte des geplagten und verfolgten Mannes lauteten der Überlieferung nach: Verherrlicht sei Gott für alles.

Um 408 verfasste Bischof Palladius zur Verteidigung seines verstorbenen Freundes den Dialog zur Lebensgeschichte des Heiligen Johannes Chrysostomos. Johannes‘ Anhänger, die Johanniten, weigerten sich, seine Nachfolger anzuerkennen. Sie lenkten erst ein, als der oströmische Kaiser Theodosius II. im Jahr 438 den Leichnam des Heiligen nach Konstantinopel – das heutige Ístanbul – zurückholen und ihn feierlich beisetzen ließ. Während des 4. Kreuzzuges wurden Reliquien von ihm nach der Eroberung Konstantinopels 1204 nach Rom gebracht, sie ruhten dann in der Chorkapelle des Petersdoms, bis Papst Johannes Paul II. sie im Jahr 2004 dem orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel zurückgab.

Johannes verstand es, die Theologie seiner Zeit verständlich auszudrücken, als Seelsorger wollte er damit zur christlichen Vollkommenheit führen. Sie ist für ihn bestimmt von Glaube und Liebe nach dem Vorbild Christi, der Glaubende zeigt seine Liebe zu ihm, indem er sich in Fürsorge für seine Mitmenschen müht; die Gesellschaft müsse nach der Botschaft Christi geordnet sein. Sein Dialog Über das Priestertum zeigt die Größe und Verantwortung des priesterlichen Dienstes auf, die Unterweisung Über Hoffart und Kindererziehung gibt pädagogische Ratschläge; andere Schriften wie Gegen die Widersacher des Mönchslebens verteidigen und fördern die Askese und empfehlen das ehelose und jungfräuliche Leben, so die Werke Von der Jungfräulichkeit und An die jungen Witwen. Aus der Verbannungszeit sind mehr als 200 Briefe erhalten, darunter 17 an die vornehme Witwe und Diakonissin Olympia.

Im Mittelalter haben sich zahlreiche Legenden um den von der Madonna geküssten Goldmund gebildet: die Madonna forderte ihn zum Kuss auf, ein goldener Schein umspielte danach seinen bislang zum Reden ungeschickten Mund und ließ ihn zum berühmten Prediger werden. Der früh für hohe Ämter Vorgesehene floh in die Einsamkeit und wurde ein seiner Sünden bewusster Büßer, an dem sich schließlich nach zahlreichen Wundern alle Voraussagen erfüllten.

Johannes Chrysostomus wird als einer der vier großen griechischen Kirchenväter verehrt, in der katholischen Kirche zählt er zu den Kirchenlehrern. Die Übersetzung seiner Werke ins Lateinische begann um 415/420 durch die Arbeit des Anianus von Celeda, der damit den Pelagianismus verteidigen wollte. Der Umfang unechten Materials ist sehr hoch; das bedeutendste dieser Werke ist ein Kommentar zum Matthäus-Evangelium, vefasst von einem Anhänger des Arianismus, wohl in Italien um das Jahr 600. Die Würdigung als Chrysostomos wurde erstmals im 6. Jahrhundert gebraucht. 1908 wurde Johannes von Papst Pius X. zum Patron der Prediger ernannt. Die nach ihm benannte Liturgie, die Normalordnung des Gottesdienstes in den orthodoxen Kirchen, stammt nicht von Johannes; wahrscheinlich gehen Gebete zur Gabenbereitung und einige der zentralen Priestergebete auf ihn zurück.

Attribute: Bienenkorb, mit Engel
Patron der Beter, Prediger und Redner; bei Epilepsie
Quelle: www.heiligenlexikon.de


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