Amor: Sohn werden um Vater zu sein

Der 3. Band des Jahrbuchs zur Theologie des Leibes ist erschienen: Sohn werden, um Vater zu sein

Die Theologie des Leibes, entwickelt in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts von Karol Wojtyła und einer weltweiten Öffentlichkeit in den berühmten Mittwochskatechesen (1979–1984) vorgestellt von Papst Johannes Paul II., findet im deutschen Sprachraum kaum Resonanz, ja wird dort theologisch weitgehend ignoriert und kaum rezipiert. Wer die zur Abstimmung vorgelegten Antragstexte des Synodalen Weges zum Thema Sexualmoral gelesen hat, weiß darum und kann nur verwundert den Kopf schütteln.

Amor. Das Jahrbuch der Theologie des Leibes versucht gegenzusteuern und aufzuklären. Der gerade erschienene dritte Band setzt dieses verdienstvolle Bemühen in überzeugender Weise fort. Er steht unter dem Titel „Sohn werden, um Vater zu sein“. Dieses Thema spiritueller Weisheit ist den „Gedanken zur Vaterschaft“ entnommen, die der gerade erst 44jährige Karol Wojtyła, vier Monate nach seiner Ernennung zum Erzbischof von Krakau unter dem Pseudonym Andrzej Jawień publiziert hatte. Die anspruchsvolle Meditation, hervorragend übersetzt von Artur Zuk und souverän erläutert von Wolfgang Buchmüller (80–90), bildet gleichsam das geistig-geistliche Zentrum vorliegender Studie (91–97). Sie zeigt, worum es geht, wenn die Ehe zur Familie, der Mann zum Vater und die Frau zur Mutter werden. Selbst das Priestertum kommt schließlich als „ein Sakrament des Vaters“ zu Wort. J. Granados artikuliert hier das, was der Synodale Weg, der allen Ernstes fragt, ob das Priesteramt überhaupt noch gebraucht werde, vermissen lässt: die Antwort auf das Wesen des Priestertums (97–134).

Bemerkenswert auch die kluge Einleitung von Corbin Gams, das lesenswerte Grußwort von Kardinal Cordes und die tiefen Reflexionen von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz über die Theologie des Geschlechts nach Johannes Paul II. Der Vater lebt als selbstlose Gabe, wie Johannes Paul II. festgehalten wissen möchte (53–66), Pascal Ide unterstreicht und Jürgen Kämpf von der Christologie her anthropologisch appliziert. Diese Gedanken werden zum Schluss des Bandes noch einmal aufgegriffen und – ebenfalls von Kämpf – im Blick auf den Schöpfungsbericht vertieft: „Die ersten Seiten der Bibel eröffnen einen weiten Horizont“ (441).

Zentrale Texte zur Theologie des Leibes werden ebenso sorgfältig wie geistreich kommentiert: die Katechesen 1–23 von Yves Semen, die Katechesen 24–43 von Oana M. Gotia, die Katechesen 108–113 und 114–117B von Corbin Gams. Neu übersetzt werden auch die wichtigen Texte von Johannes Paul II. zur Humanae vitae und zur Ehe und Liebe aus moraltheologischer Sicht. Sie werden von P. Kwiatkowski (136–155) kenntnisreich interpretiert, während Corbin Gams (178–180) zentrale Gedanken zum Thema „Familie in Mission“ aus der entsprechenden Homilie von Johannes Paul II. vorstellt (181–187). Alles in allem Texte, deren Studium sich lohnt und deren Veröffentlichung größten Dank verdient.

Corbin Gams (Hg.): Amor 2021. Jahrbuch der Theologie des Leibes. Sohn werden – um Vater zu sein. Be+Be-Verlag: Heiligenkreuz 2021, 450 S., geb., ISBN 978-3-903602-43-4.

Prof. Dr. Manfred Gerwing, Eichstätt

 


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