Rückblick auf die Theologie des Leibes Tagung in Eichstätt

Ein Wochenende für die Liebe: In Eichstätt fand eine Tagung zur Theologie des Leibes statt. Verschiedene Rückblicke geben einen Einblick.

Unter dem Thema „Liebe, Leib und Leidenschaft“ fand vom 13. bis 15. Mai an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt eine internationale Tagung zur Theologie des Leibes von Papst Johannes Paul II. statt. Vertreter aus neun Ländern nahmen daran teil. In seinem Grußwort erinnerte Bischof Gregor Maria Hanke an die zahlreichen Ansprachen und Texte des gerade selig gesprochenen Papstes, die sich unter dem Begriff „Theologie des Leibes“ zusammenfassen lassen. Sie basieren auf der Überzeugung, dass „Liebe die naturgemäße Berufung des Menschen ist“. Zum Abschluss der Tagung zelebrierte Bischof Jean Laffitte, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Familie, ein Pontifikalamt im Eichstätter Dom.

In Vorträgen, Diskussionsrunden, Workshops und Filmpräsentationen wurden Fragen von Partnerschaft, Ehe und Sexualität erörtert. Damit wollte die Tagung eine Antwort geben auf die zunehmende Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen in der Gesellschaft, die sich in hohen Scheidungsraten, zerrütteten Familien und abnehmender Bindungsbereitschaft zeigt.

Wir möchten Ihnen im Folgenden einen Einblick in diese Veranstaltung geben und Sie einladen, diesem so wichtigen und interessanten Thema weiter nachzugehen.

Die Tagespost berichtete am Donnerstag, 19. Mai 2011 über die Tagung:

„Diese 130 katechetischen Ansprachen stellen zusammen eine Art theologischer Zeitbombe dar, die mit dramatischen Konsequenzen irgendwann im dritten Millennium der Kirche hochgehen wird.“ Mit diesem Worten beschreibt George Weigel in seiner Biografie über Johannes Paul II. „Zeuge der Hoffnung“ die Bedeutung der vom polnischen Papst entwickelten Theologie des Leibes. Johannes Pauls Theologie habe indirekte Folgen für die ganze Theologie, sie könnte gar als in entscheidender Augenblick nicht nur in der katholischen Theologie, sondern auch in der Geschichte des modernen Denkens angesehen werden“.
Diese Wertschätzung und Begeisterung Weigels für die Betrachtungen von Johannes Paul II. über Liebe, Ehe und Sexualität, die an Universitäten und Hochschulen weltweit nach wie vor ein Nischendasein fristen, war auch am Wochenende in Eichstätt bei der ersten Tagung zur Theologie des Leibes an einer deutschen Universität zu spüren. Die internationale Tagung zum Thema „Liebe, Leib und Leidenschaft“ wartete mit Referenten aus sechs Ländern und vier Kontinenten auf und vermittelte mit Vorträgen, Workshops und Diskussionen einen Einblick in das Denken des seliggesprochenen Papstes. An der gelungenen Tagung, die von Teresa Loichen vom Netzwerk Leben, Maria Groos von Support International sowie Manfred Gerwing von der Theologischen Fakultät in Eichstätt organisiert wurde und als Plattform zum Austausch und Vernetzen diente, nahmen rund 170 Interessenten teil.
Der Bischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke, bezeichnete in seiner Eröffnung die Theologie des Leibes als ein wichtiges Erbe des „bedeutenden Papstes“. Es freue ihn, dass die Idee zur Tagung maßgeblich „von der Basis“ stamme, erklärte der Bischof. Als Ausgangspunkt für die Theologie des Leibes bezeichnete der Bischof die Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Der Mensch als Abbild des liebenden Gottes sei zur Liebe berufen, erklärte Hanke. Diese Berufung schließe auch den Leib und die Geschlechtlichkeit als Mann und Frau ein. Als zwei verschiedene Weisen der Verwirklichung dieser Berufung zur Liebe bezeichnete Bischof Hanke Ehe und Jungfräulichkeit. Beide nähmen die Hoffnung auf eine zukünftige Vollendung bei Gott bereits zeichenhaft vorweg.
Das in der Nähe von Koblenz lebende Ehepaar Renate und Norbert Martin führte in den zeitlichen Kontext der Theologie des Leibes ein. In 133 Katechesen zwischen den Jahren 1979 und 1984 beschreibt Johannes Paul dasWesen des Menschen in seiner Geschlechtlichkeit von Mann und Frau. Der „Sinnerhellung der Leiblichkeit des Menschen“ widme der Papst fast ein Achtel seiner in seinem Pontifikat gehaltenen Mittwochskatechesen. Am Ende des Zyklus habe Johannes Paul II. rückblickend beide Teile des Zyklus mit „Die menschliche Liebe im göttlichen Heilsplan“ sowie „Die Erlösung des Leibes und die Sakramentalität der Ehe“ betitelt. Durch die Betrachtungen des Papstes, dem Ehepaar nach handle es sich hier um einen „grandiosen Horizont im göttlichen Plan“, sei der Leib durch das „Hauptportal in die Theologie eingetreten“, wie einst Johannes Paul gesagt habe.

Eheliche Sexualität von der Kultur des Argwohns befreit

Die Theologie des Leibes stehe in der Tradition des Verständnisses der Ehe als christliche Berufung. Diese Entwicklung habe das Lehramt im 20. Jahrhundert aufgegriffen und lasse sich in Grundzügen bereits in der Enzyklika Pius’ XI. Casti connubii (1930) finden. „Viele Eheleute entdeckten damals den faszinierenden Inhalt des Ehesakramentes als ihr ganz persönliches Charisma“, sagte das Ehepaar. Etwas Neues sei damals die Befreiung der ehelichen Sexualität gewesen von einer „Kultur des Argwohns“ gegen jegliche Sexualität, die man der Kirche jahrhundertelang nachgesagt habe. Das Zweite Vatikanum habe diesen Neuaufbruch in der Pastoralkonstitution Gaudium et spes zusammengefasst. Durch die Enzyklika Humanae vitae sei der Proteststurm der 68er Bewegung in die Kirche eingebrochen. Dies habe es den Eheleuten unmöglich gemacht, den Sinngehalt verantwortlicher Elternschaft „besser und tiefer“ zu verstehen. Der Protest hätte zwar in die „tiefe Krise der Kirche des 20. Jahrhunderts“ geführt, aber auch zu einer Vergewisserung und Begründung der kirchlichen Lehre zur menschlichen Sexualität. Diese habe sich in der Theologie des Leibes von Johannes Paul II. gebündelt. Dass der Papst 1981 die Gründung des Institutes Johannes Paul II für Studien über Ehe und Familie sowie die Einrichtung des Päpstlichen Rates für die Familien initiierte, sei im nachhinein als ein „charismatischer“ und „strategischer“ Beitrag des Papstes „zur Rettung und Klärung einer christlichen Leitkultur von Ehe und Familie“ zu verstehen.

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Diesen Rückblick mit Presseschau wurde der ICF dankenswerterweise vom Bistum Eichstätt zur Verfügung gestellt.


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